Die Bundestags-IT ist also Schrott?

Aha, nach dem Trojaner-Angriff, der lustig weiter läuft, ist die Bundestags-IT also Schrott und muss komplett ausgetauscht werden? Okay, klingt logisch. Wenn da der Wurm drin ist und man diesen einfach nicht findet und beseitigen kann, dann ist irgendwann der komplette Austausch wirklich besser. Ich hätte da einen Vorschlag zu machen…

Wenn die ganze Bundestags-IT schon neu gemacht wird, dann wäre es doch sinnvoll, es diesmal richtig zu machen, oder? Also wo möglich Komponenten vermeiden, die möglicherweise geheime Hintertüren für fremde Geheimdienste haben. Klar, ist bei der Hardware nicht so ohne weitere möglich, teilweise wohl auch schon unmöglich. Aber zumindest in Sachen Software gibt es da eine tolle Erfindung: Open Source Software. Das ist echt großartiges Zeug. Das ist Software, die man nicht nur kaufen oder mieten kann, man bekommt sogar die Quellcodes der Software, kann die einsehen und – man glaubt es kaum – kann die auch selbst verbessern und anpassen (lassen). Ja, einfach so. Und solche Software kostet keine Unsummen, in den meisten Fällen ist die Software selbst sogar kostenlos erhältlich.

Natürlich kosten Installation, Betrieb, Wartung und Support auch hier Geld, klar. Und Quellcodes kontrollieren sich nicht von selbst und auch Anpassungen müssen bezahlt werden, aber zum einen kosten Installation, Betrieb, Wartung und Support auch bei Closed Source Software Geld (und nicht weniger), zum anderen kann man das für Lizenzen gesparte Geld eben dafür verwenden. Oder aber – heute bin ich echt verwegen mit meinen Ideen – man geht mit den Steuergeldern sorgfältig um und ruft zum Beispiel mal in München an. Ja, die IT der Stadt München hat da echt Erfahrung mit dem Thema, nennt sich dort LiMux, eine Linux-Distribution speziell für die Stadtverwaltung. Ganz großes Kino. Und jetzt haltet euch fest: Die Bundestags-IT könnte einfach so, dieses LiMux nehmen und wo nötig weiter anpassen, um daraus ein LiBux zu machen (okay, der Name ist jetzt sicher nicht meine beste Idee heute). Sogar das Logo von LiMux wäre schnell für den Bundestag angepasst. Ich habe da mal was vorbereitet:

LiBux

Wäre das nicht großartig? Die Bundestags-IT steigt um auf Open Source Software. Und das großartige ist, dass die Abgeordneten (denen man ja nicht vorschreiben kann, was sie zu nutzen haben) in so einem System sogar trotzdem ihre MacBooks oder Windows-Kisten nutzen könnten und damit Zugriff auf die Server hätten (wo es nötig und erlaubt ist). Es gibt sogar Open Source Software, die sich gegenüber Outlook wie ein Exchange Server benimmt, die armen Abgeordneten müssten sich also nicht mal an Thunderbirds oder so gewöhnen.

Und die Vorteile hören nicht auf: Statt jede Menge Geld für Software-Lizenzen an US-Unternehmen zu überweisen, könnte das Geld dann in deutsche bzw. europäische Unternehmen investiert werden, die sich dann um Installation, Anpassungen, Wartung, Weiterentwicklung usw. kümmern. Das wäre tatsächlich eine Möglichkeit, sich immer unabhängiger zu machen von einzelnen Software-Herstellern. Naja, vor allem unabhängiger von Microsoft (Hey, nix für ungut Microsoft, Ihr macht seid einiger Zeit richtig geile Software und Dienste, wirklich, aber ich würde mich einfach besser fühlen, wenn Regierungen nicht so abhängig wären von Euch. Ist nix persönliches.).

Mit den Servern hatte es der Bundestag doch schon 2002 versucht, irgendwann 2010 sollten dann aber doch wieder Exchange-Server her (geht’s noch?)… macht es doch diesmal richtig, ich bin mir sicher, dass Euch die Stadt München gerne ein paar Kollegen aus deren LiMux-Projekt für Euer LiBux (oder wie auch immer das dann heißen soll) ausleihen würde… :)

Beitragsfoto: Crosa, Lizenz: CC-BY-NC-ND 2.0

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Walter Stein

Absolut richtig kann ich da an dieser Stelle nur sagen. Egal wie viel noch zwischen den USA und der BRD hin und her geredet wird, wirkliches Vertrauen, gerade was die Geheimdienstaffäre angeht, wird es wohl in den nächsten Jahren nicht geben. Zumindest wird es schwierig. An der Stelle an der wir uns nun aber befinden sehe ich auch den Weg über deutschstämmigge Software- und IT-Firmen als den Richtigen an. Zumindest so kann man Infiltrierungen Seitens der Amerikaner ein wenig eindämmen. Wenn bereits ein Programm existiert auf das man aufbauen kann, nur ran damit und Finger weg von all dem amerikanischen Software-Krams!

LG Walter