Blogger-Kodex

Das neue Telemediengesetz verpflichtet uns dazu, uns an journalistische Grundsätze zu halten und so sorgfältig bei Recherche und Veröffentlichung zu sein wie “richtige Journalisten”. Martin hat mal versucht den Pressekodex zu übersetzten. Soweit so gut. Eigentlich alles irgendwie ganz normal und nicht weiter erwähnenswert – aber was die sorgfältige Recherche und die journalistischen Grundsätze “echter Journalisten” angeht fühle ich mich an das Dilemma mit der Aussage von Wolfgang Schäuble erinnert, er wäre anständig. Warum? Um mal einen aktuellen Fall zu nennen: der Beitrag bei Panorama zum Thema “Killerspiele”. Da gehe ich jetzt nicht weiter ins Detail, das haben andere schon ausgiebig getan, wie Markus, XSized und Farlion. Da wurden Ausschnitte aus nicht offiziellen Patches gezeigt und mit wirklich unmöglichen Texten unterlegt. Das sieht mehr nach Meinungsmache, denn nach Berichterstattung aus. Wenn also die “richtigen Journalisten” bei der ARD den Standard setzen, an den wir uns halten sollen, dann will ich mich an den doch lieber nicht halten müssen… mal abgesehen davon, dass es unmöglich ist, dass so was von unseren GEZ-Gebühren finanziert wird.

11 Comments

Ich zitier mich mal selber:

Ich denk, man kennt mich als Newstickerer bei gulli, der aus seiner Mördergrube kein Herz macht, wenns drum geht, durchblicken zu lassen, was man von gewissen Dingen hält. Wer jetzt “Neutralität der Presse!” schreit, soll Focus lesen gehen, das mach ich alle drei Monate, wenn mich das Gewissen plagt, und danach gehts mir prima.

Ich halt nichts von dieser Bloggerkodexgeschichte. Mir ist der Presekodex durchaus gut bekannt, der und die Realitaet sind zwei Welten, die sich gelegentlich begegnen. In Bezug auf Falschaussagen ist die Presse nicht gefeit, und was nebenan zum Thema “Fakten/Meinung/Werbung/Meinungsmache” gesagt wird, ist ja ein erstaunliches, so fuer mich unerwartetes “nicht meins”, das ich indessen recht sympathisch finde.

Korrupt: naja, der Pressekodex schließt ja keine subjektiven Meinungen aus – man muss sie eben nur als solche klar kennzeichnen. Aber gerade in dem Punkt sind die Blogger wahrscheinlich schon viel weiter als jedes Presseorgan in Deutschland…

Naja, bei Punkt 1 hat man ja kaum viele Alternativen und die Einschränkungen aus dem “richtigen” Leben gelten hier ja sicher auch.
Aber bei Punkt 2 habe ich gewisse Probleme: Respekt vor wem? Wer entscheidet, was beleidigend ist? Es sind ja nicht nur Moslems und Elektronik-Märkte, die sich von Satire gerne mal beleidigt fühlen…

Ich klammere mich da nicht an irgendwelchen Regeln fest und ich denke auch nicht, das es so gemeint sein wird. Gerade Respekt ist so ein persönliches Ding. Ich persönlich halts für mich so, das ich da keinen persönlich absichtlich grob ans Bein pinkele. (Wird mit Sicherheit vorkommen, das sich der ein oder andere mal getreten vorkommen wird, das ist aber meist nicht beabsichtigt und da kann man dann auch gern kommunizieren) So Sachen wie Fotos oder Emails ins Netz stellen, wenn man sich nicht mehr mag und sowas zähl ich zu diesem Respektkram.

Aber bei persönlichen Dingern, die man ziemlich weit interpretieren kann so pauschal zu “unterschreiben” ist halt immer so eine Sache *g*

Journalistische Grundsätze einzuhalten ist das eine, Arbeitsbedingungen zu bekommen, die das ermöglichen das andere. Beispiel: Aktuell wartet Blogger Udo Vetter auf eine Antwort des Innenministers auf eine E-Mail. Und so wird es vielen Bloggern gehen, wenn sie es darauf ankommen lassen. Bei einer Veranstaltung aufschlagen und reinwollen, weil man “Presse” ist, oder bei einer Pressestelle anrufen und Infos wollen, weil man Blogger ist, wird die schnell verzweifeln lassen. Weil es einfach so viele Blogs (“He, schon wieder einer mit ‘ner Website”) gibt und man deren Relevanz nicht einschätzen kann.

Und genaugenommen müsste man jedem sagen, dass man Blogger ist. Wenn man nicht getarnt recherchieren will. Wenn ich für die Zeitung irgendwo mitschreibe, dann sage ich dem Veranstalter, dass ich da bin. Nur weiß ich ja oft nicht, ob ich was bloggen will oder nicht.

Und schon wird es schwierig mit der journalistischen Arbeitsweise.

Nun, die journalistischen Grundsätze beschreiben erstmal ja nur, was man bei der Veröffentlichung zu beachten hat – Recherchemöglichkeiten sind da eine andere (sicher keine uninteressante) Frage.

Und wenn es um Antworten geht: ja, kenne ich – ich hatte auch mal versucht von “meinen” Bundestagsabgeordneten Antworten zu bekommen (ist auch alles hier im Weblog dokumentiert). Wenn, dann habe ich eine Standardantwort bekommen und keiner wollte/konnte mir sagen, wer eigentlich der Urheber dieser Antwort war… ob ich da mit einem Presseausweis mehr Erfolg gehabt hätte wage ich jetzt einfach mal zu bezweifeln.

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