Kindersicherungen sind schon was tolles, seien es die tollen Plastikscheiben für die Steckdosen, die die lieben Kleinen zumindest mal einige Monate davon abhalten können irgendwelche Metallgegenstände in die Löcher da zu stecken. Und diejenigen, die es dann trotzdem schaffen, die werden dann auch intelligent genug sein, es nicht zu wiederholen. Oder die kindersicheren Verschlüsse auf Reinigern und Medikamenten – ich erinnere mich noch daran, wie meine Mutter sich solche Reiniger immer von mir öffnen liess, seit ich so 8 oder 9 war. Sind ja auch selten dämliche Mechanismen.
Und jetzt will Bayerns Familienministerin Christa Stewens auch noch kindersichere Internetzugänge. Gähn.
Liebe Frau Stewens, ich verrate Ihnen jetzt ein ganz schockierendes Geheimnis: was da im Internet statt finden ist einfach nur ein Spiegelbild des realen Lebens da draussen und dieses Leben ist einfach nicht kindersicher (okay, in diesem Land ist das Leben wohl bald sicher vor Kindern, aber das ist ein anderes Thema). Das Leben ist gefährlich und nur weil ein Hosenscheisser auf eine heisse Herdplatte fasst kommt doch auch keiner auf die Idee kindersichere, lauwarme Herdplatten zu fordern. Nein, da ist es dann der Job der Eltern dem Nachwuchs zu erklären, dass Herdplatten extrem heiss sein können und es gar fürchterlich stinkt, wenn man da drauf patscht: entweder glaubt es das Balg oder es passiert das, was man gerne “learning by doing” nennt. Wie auch immer, es gibt immer Risiken im Leben und damit auch im Internet und was Kinder dann brauchen sind nicht irgendwelche Verbote und sinnlose Internet-Filter, sondern Eltern, die ihren Job als Elter auch ernst nehmen und die Hand dann mit Brandsalbe einreiben (im Falle der Herdplatte) und darauf achten, was der Sprössling da am Computer so treibt und sich Zeit für Kind nehmen. So was ist Teil dieser sog. Erziehung. Erziehung bedeutet nämlich nicht nur irgendwelche Verbote aufzustellen und bei Übertretungen derselben eine Tracht Prügel zu verteilen oder das Taschengeld zu streichen. Nein, Erziehung sollte Kinder eigentlich auf ein selbstständiges Leben in dieser gefährlichen Welt vorbereiten. Das fängt bei heissen Herdplatten an, geht weiter zu den Mysterien der Ampelschaltung und endet noch lange nicht bei der sog. “Medienkompetenz”.
Und vielleicht könnte es auch nicht schaden, wenn Sie und Ihre Kollegen mal ein wenig in Schulen investieren würden (oder müssen dazu erst Nokia, Siemens usw. Schulen eröffnen, die dann Subventionen bekommen?). Das eine oder andere im Umgang mit diesem Internetdingens könnten Kinder dann vielleicht auch in der Schule lernen. Kostet Geld, ist aber deutlich effektiver als ständig Filter zu fordern (die dann am Ende doch wieder jeder umgehen kann, der nicht ganz bescheuert ist).
6 Comments
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Ich stimme Dir zu, dass das Fordern von einem kindersicheren Internet reichlich dämlich ist. Deine Vorstellungen von Kindererziehung sind allerdings sehr anspruchsvoll. Ich bin da ehrlich gesagt zu bequem, um da ständig um die lieben Kleinen herumzuwuseln.
Frau Stewens ist auch ohne Internet aufgewachsen und aus ihr ist trotzdem “was geworden”. Also brauchen Kinder das Internet nicht wirklich dringend und wenn sie mal einen Blick riskieren möchten, dann nur auf vorher geprüfte und zugelassene Seiten.
Wie das aussehen könnte, kann man im law blog nachlesen: http://www.lawblog.de/index.php/archives/2008/02/10/jugendgefahrdend/
Wenn die Politik sich selbst für den Motor des Fortschritts hält…
Mit Kindersicherung kann man übrigens auch volljährige, wahlberechtigte vivecs sehr wirksam daran hindern, mit dem Produkt in Berührung zu kommen… außer im Internet, da hab ich die mit 8 Jahren schon ausgetrickst.
@switchpack: meine Vorstellungen sind anspruchsvoll? Warum? Weil ich der Meinung bin, dass Eltern eine gewisse Verantwortung ihrem Nachwuchs und der Gesellschaft gegenüber haben ihren Nachwuchs zu erziehen und auf ein Leben in einer Gesellschaft vorzubereiten? Sorry, aber mit dem in die Welt setzen ist es nicht getan. Und ich behaupte nicht, dass es leicht wäre und seitens des Staates (der Gesellschaft) könnte sicher eine ganze Menge mehr zur Unterstützung von Eltern getan werden, aber die Verantwortung kann ihnen keiner nehmen.
@Hendric: wer braucht denn schon Anwälte? Nur jemand, der was verbrochen hat – also ist es doch nur logisch, dass der Zugriff auf Seiten von solchen Menschen gesperrt werden, oder?
@vivec: wie? einfach ausgetrickst? Wie böse *g*
Nein, ich bin lieb :>
Ich sehe die Sache da ganz pragmatisch. Ein Erwachsener schließt einen Vertrag mit einem Provider ab. Wer nicht volljährig ist, kann das nicht, kommt ergo auch nicht ins Internet. Wer seinen Anschluss einem Minderjährigen zur Verfügung stellt, hat gefälligst auch dafür zu sorgen, dass die geltenden gesetzlichen Bestimmungen eingehalten werden. Wenn meine Katze meine (fiktive, Herr Schäuble!) Knarre klaut und damit in der Schule um sich ballert, wäre ja auch ich wegen Fahrlässigkeit dran und nicht der Hersteller der Waffe…
Erwachsener? Volljährig? Ja hallo, glaubst Du etwa, dass irgendjemand in der Lage wäre, für sich selbst zu entscheiden, was er sehen will und was nicht? So ganz ohne Kontrolle der Regierung? Jetzt ernsthaft? Irgendwann kommst Du noch mit so Zeug wie “freier Wille” oder was?