4,25 Euro

Ist ja nett, dass der Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin jetzt Ernährungstipps für Hartz-IV-Empfänger gibt. Laut seiner Rechnung soll man sich also mit knapp 4 Euro pro Tag problemlos gesund und abwechslungsreich ernähren können. Er mag vielleicht sogar richtig liegen, ich habe das nicht nachgerechnet und werde auch keinen Selbstversuch starten. Die Zeiten, in den ich teilweise mit deutlich weniger Geld meinen Magen füllen musste sind nun schon einige Jahre her, aber deswegen habe ich es nicht vergessen. Mal abgesehen davon zeigt ein Blick in die verschiedenen Prospekte, die heute in den Briefkasten kamen, dass man durchaus eine Weile unterwegs sein muss, um alle die Sachen zu den Preisen zu bekommen, die da in der Tabelle stehen. Aber mit ein wenig Glück und Ausnutzen von Sonderangeboten könnte man da vielleicht noch ein paar Cent sparen und sich so einmal im Monat ein Bier gönnen? Oder sogar eine Zigarette dazu? Na wenn das kein Anreiz ist und man ist an der frischen Luft, statt den ganzen Tag nur Unterschichtenfernsehen zu gucken. Und so Spaziergänge halten fit und gesund und man kann sich dabei auch auf die Jagd nach Zeitungen vom Vortag machen – auf die Art und Weise kann man steinreich und uralt werden, sieht man ja an Dagobert Duck (aber auf die Hose sollte man in der Öffentlichkeit nicht verzichten). Wie oft giesst der noch mal seine Teebeutel auf? Drei Aufgüsse sollten schon drin sein – Nichtraucher haben eh einen viel besseren Geschmackssinn. Und selbst Knabberzeug ist dabei drin, wie häufig ist natürlich davon abhängig wie schnell die Fingernägel nachwachsen…

Grundsätzlich mögen solche Ernährungstipps gar keine schlechte Idee sein, aber wenn sie von jemanden kommen, der damit nur die Situation der Betroffenen schön rechnen will, damit er Argumente gegen eine Erhöhung der Regelsätze hat, dann ist das nicht nur zynisch, dann fehlen auch mir die Worte. Zumindest die Worte, die man noch öffentlich äußern darf und die anderen behalte ich für mich.

5 Comments

In der Tat: eine bodenlose Frechheit sowas… ich verwette meinen Hintern, daß die Menschen die sowas von sich geben, noch NIE von dieser Unmenge an Geld pro Tag leben mussten… *kopfschüttel*

Ob er mit der Menge Geld mal auskommen musste oder nicht – aus seiner aktuellen Situation raus, sollte er sich solche Ratschläge einfach schenken…

Das Problem ist nur, daß sich Herr Sarrazin einen Teufel um solche kleinbürgerlichen Konventionen wie “Empathie” oder “Rücksichtnahme” schert.

Er hat hat eine Rechnung aufgestellt, nach der man angeblich mit 4.25 EUR am Tag für Ernährung auskommen kann. Was dabei nicht berücksichtigt wird, ist die Tatsache, daß man das Zeug gar nicht einzeln in diesen mikroskopischen Mengen kaufen kann, was wiederum zur Folge hat, daß man das Zeug über mehrere Tage hinweg essen muß.

Nur muß ihn das aus seiner Sicht auch gar nicht interessieren. Seine Rechnung stimmt, und alle, die etwas dagegen sagen, sind arbeitsscheue Schwätzer. Die Realität wird einfach ausgeblendet.

Wie Herr Sarrazin sonst noch tickt, kann man am u.a. mit einer Google-Suche nach den Stichwörtern “Sarrazin+Austernbar”  herausfinden. Viel Spaß beim Lesen.

Was für Probleme der Mensch auch immer hat: mich würde dann doch mal interessieren, was ein Ernährungswissenschaftler zu diesem Speiseplan sagen würde – vor allem auch unter Berücksichtigung der Realität. 100g Hackfleisch? Zu dem Preis nur im Discounter und dann nicht 100g, sondern mindestens 250g, d.h. da geht viel Abwechslung drauf, weil das Zeug einfach gegessen werden muss…

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