Urheberrechte und Bezahlung

In der ganzen Diskussion um die Urheberrechte hört man ja immer wieder das Argument, dass ja Kreative auch bezahlt werden müssten, weil die müssen ja auch von as leben und Applaus alleine zahlt keine Miete. Und das stimmt ja auch. Überhaupt keine Frage. Über die Frage, wie eine faire Bezahlung aussieht und wie man das regelt, dass die Bezahlung bei Nutzung ihrer Werke auch sichergestellt ist ohne die Rechte anderer zu weit einzuschränken, kann man sicher lange streiten, aber das sind Details. Ich arbeite ja schon lange genug für Musiker*innen und kenne doch so ein bisschen die Zahlen, was man in dem Bereich so verdienen kann und was das alles kostet auf Tour zu gehen, ein Album aufzunehmen und das alles.

Und gerade deswegen wusste ich im ersten Moment nicht, ob ich lachen, weinen oder einfach nur mit dem Kopf gegen irgendwelche Wände rennen soll…

Man nehme einen international durchaus erfolgreichen und bekannten deutschen Musiker aus dem Metal-Bereich, der mit seinen Bands schon so ziemlich auf jedem großen Festival weltweit gespielt hat und immer noch international viel unterwegs ist. Dessen Management sucht also jemand für die Betreuung des Onlineauftritts. Soweit so gut. Thematisch passend zu J.B.O. und Steel Panther, für die ich ja solche Dinge schon mache. Daher hat es mich nicht wirklich überrascht, dass nach einiger Zeit die Antwort kam, dass das richtig gut passen würde. Was mich aber tatsächlich überrascht hat: Es solle eine „ehrenamtliche“ Arbeit sein, klar, es gäbe Gästelistenplätze und Merch geschenkt und ich wäre „Teil der Familie“, aber Geld? Nein, Geld könne man dafür leider nicht bezahlen.

Wenn ich etwas von „ehrenamtlicher Arbeit“ höre, dann denke ich an Menschen, die bei der Freiwilligen Feuerwehr oder beim THW aktiv sind, an die Kommunalpolitik, bei der es ja auch oft Ehrenämter sind, in die man gewählt wird und viele andere Tätigkeiten, die alle eines gemeinsam haben: Es handelt sich um Tätigkeiten bei denen die Nutznießer Menschen sind, die Hilfe brauchen, weil sie sich in der einen oder anderen Form nicht selbst helfen können. Woran ich bei „Ehrenamt“ aber ganz sicher nicht denke, ist die unentgeltliche Betreuung eines nicht unwesentlichen Kommunikations- und Promotionkanals für ein international arbeitendes und durchaus erfolgreiches Unternehmen. Ja, Unternehmen, denn eine Band, deren Management usw. sind am Ende des Tages halt auch Unternehmen. Wenn überhaupt, dann könnte man so was als Sponsoring machen, aber darüber redet man vernünftig.

Webmaster einer international erfolgreichen Metalband in seinem Wohnzimmer (Symbolbild)
Foto von lannyboy89 via Pixabay
Webmaster einer international erfolgreichen Metalband in seinem Wohnzimmer (Symbolbild)
Foto von lannyboy89 via Pixabay

Welchen Eindruck macht das eigentlich? Okay, ich nenne jetzt keinen Namen, aber wenn ich das Management für einen erfolgreiche*n Künstler*in machen würde, dann würde ich mich doch schämen um kostenlose Dienstleistungen zu bitten, weil ich dafür kein Geld hätte. Wie sieht denn so was aus, wenn man international tourt, aber dann scheinbar nicht mal mehr die paar Kröten übrig hat, um sich die eigene Website ordentlich betreuen zu lassen? Es geht hier ja nicht um Millionenbeträge und man kann über alle Preise verhandeln und sicher auch Teile der Vergütung in Form von anderen Leistungen vereinbaren, alles möglich. Aber über so was verhandelt man. Wer rennt bitte los, schreibt aus, dass jemand für eine Dienstleistung gesucht wird und kommt später dann mit „aber Geld gibt es dafür keins“, als wäre es ganz normal, dass man für Arbeit nicht bezahlt wird.

Klar, alle Welt glaubt, man bräuchte heute ja keinen großartig umfangreichen Webauftritt mehr, weil Facebook und so. Kennt man ja von MySpace, da hat das ja auch schon so gut geklappt. Über das Thema können wir uns dann noch einmal unterhalten, wenn der Strategiewechsel bei Facebook weiter fortgeschritten ist, wobei man ja heute schon merkt, dass die Inhalte von Seiten bei Facebook immer schwerer ordentlich Reichweite bekommen, wenn man nicht Geld für Werbung hinterher schmeisst. Aber wenn man schon der Meinung ist, dass man so einen Auftritt gar nicht wirklich braucht, dann stampft man den ein und versucht nicht jemanden zu finden, der das dann umsonst erledigt.

Abgesehen davon, dass solche „ehrenamtlich“ durchgeführten Arbeiten immer auch einen gewaltigen Haken haben, denn zu einem „Ehrenamt“ gehört immer auch „Freiwilligkeit“. Bezahlt man für eine Dienstleistung, dann hat man – im gewissen Umfang zumindest – Kontrolle darüber, was wann wie erledigt wird. Macht man sich von der freiwilligen Bereitschaft abhängig, ob, wann und wie etwas erledigt wird, dann kann man ganz schön schnell ziemlich aufgeschmissen sein.

Was wirklich schlimm an der Sache ist: Das ist jetzt nicht das erste Mal, dass Bands denken, man würde für sie umsonst arbeiten. Ich kann das auch verstehen bei kleinen Bands, für die die Musik in erster Linie Hobby ist und die nicht davon leben, sondern noch andere Jobs haben, um die Band überhaupt zu finanzieren. Und in solchen Fällen bin ich auch immer gerne bereit im Rahmen meiner Möglichkeiten auch zu helfen ohne dafür eine Rechnung zu schreiben (wenn mir die Musik gefällt zumindest ?). Aber wenn es um Künstler*innen geht, die seit Jahren nur von ihrer Kunst leben, die das alles professionell und hauptberuflich machen, dann fehlt mir jedes Verständnis. Keine Ahnung, was da der Gedanke dahinter ist, wahrscheinlich etwas in der Art von „diese Computertypen sitzen eh den ganzen Tag vor der Kiste und haben Spaß daran, dafür muss man doch nichts bezahlen“. Tja, wenn das so ist, dann erwarte ich aber schon, dass Musiker*innen, die so denken und Spaß daran haben auf der Bühne Musik zu machen, in Zukunft nur noch kostenlose Konzerte geben. Das wäre dann wenigstens konsequent.

Artikelbild von Chronomarchie via Pixabay

One Comment

Tja…
Rational ist das nicht erklärbar. Die Entscheiderpfeife bringt halt die Gratismentalität mit ins Unternehmen. Dafür darf sie sich aber gleichfalls damit rumplagen, privat auf FB & Co. für Gästelistenplätze angeschnorrt zu werden. Wir wissen ja: Es kommt alles im Leben immer wieder zurück 🙂