Racheshop: Wer einen Shitstorm sät, der sollte Ahnung von Krisen-PR haben

Wer Wind sät wird Sturm ernten“ – Tja, die Macher vom Racheshop hielten sich nicht lange mit dem Säen von Wind auf, sie haben gleich versucht einen Shitstorm zu säen. Und nachdem sich dieser drehte und ihnen selbst die Exkremente in Form vieler Kommentare ins Gesicht blies… für die Reaktion fällt mir jetzt gerade kein passendes Bild ein.

Die Vorgeschichte kurz zusammen gefasst (hier etwas länger): Die Racheshoppler veröffentlichen auf ihren Facebook-Seite gerne auch mal diverse Fotos und Cartoons, ohne sich dabei intensivere Gedanken über Urheberrechte zu machen. So auch mit mehreren Cartoons von Michael Holtschulte (Tot aber lustig), die vom Racheshop hochgeladen wurden – ohne um Erlaubnis zu fragen, ohne Hinweis auf Michael oder gar einen Link auf seine Seite. Es gibt sicher viele Grauzonen im Urheberrecht – das ist aber definitiv keine! Michaels Agentur hat den Racheshop nun abgemahnt und damit könnte die Geschichte vorbei sein. Man hätte beim Racheshop einsehen können, dass man einen Fehler gemacht hatte, dafür abgemahnt wurde, zahlen und Ruhe geben.

Nun hat aber wohl irgendjemand beim Racheshop mal ein Buch über Social Media gelesen und dabei zwar das Kapitel „Auch bei Facebook gelten Urheberrechte“ übersprungen, dafür aber das Kapitel „Der Shitstorm“ umso ausführlicher gelesen. Das ist zwar nur eine Theorie, aber die Racheshop-Reaktion passt dazu: Es wurde zum Shitstorm aufgerufen gegen den ach so „bösen und geldgierigen Cartoonisten“, der seinen Lebensunterhalt mit seiner Arbeit verdienen will. Es gibt da ein Zitat, das zu diesem Vorgehen perfekt passt: „Kann man schon so machen, wird dann aber kacke!

Und genau das ist passiert. Natürlich gab es zuerst viele Kommentare von empörten Usern, aber eben nicht nur. Nach und nach kamen immer mehr andere Kommentare, andere Cartoonisten entdeckten ihre Werke auf den Facebook-Seiten des Racheshops, Fans der Cartoonisten sagten den Betreibern deutlich ihre Meinung zu ihrem Vorgehen. Kurz: Der vom Racheshop angestossene Shitstorm drehte sich gegen sie selbst. Zurück zu meiner Theorie vom Social Media Buch: Nach „Der Shitstorm“ folgt dort das Kapitel „Wie man mit einem Shitstorm umgeht“ – leider wurde das wohl auch nicht gelesen.

Man hätte beim Racheshop nun endlich einsehen können, dass man Mist gebaut hat. Mehrfach. Die Sache beenden, den Hetzaufruf löschen und hoffen, dass bald keiner mehr darüber spricht. Hätte man tun können. Eine öffentliche Entschuldigung wäre da noch das i-Tüpfelchen gewesen. Oder aber man löscht beinahe alle kritischen Kommentare, blockt die Leute, die kritisch kommentiert haben und macht einfach weiter. „Kann man schon so machen, wird dann aber kacke!

Gelöschte Kommentare im Racheshop
Einige der vom Racheshop gelöschten Kommentare wurden als Screenshot gesichert.

Liebes Racheshop-Team, jetzt mal ganz ehrlich, kommt Ihr Euch nicht langsam ein ganz klein wenig doof vor bei der ganzen Sache? Wollt Ihr wirklich behaupten, dass Euer Vorgehen richtig ist? Erst Urheberrechte verletzten und nachdem Ihr erwischt wurdet eine Schuldumkehr zu versuchen? Und als Krönung dann auch noch der Versuch mit Löschen und Blockieren die Kritik an Eurem Vorgehen auszublenden? Seid Ihr wirklich der Meinung, dass das alles so richtig und korrekt ist? Ja? Denkt Ihr wirklich, dass Urheber, wie Zeichner, Fotografen, Cartoonisten, Maler, Musiker, Texter und viele andere kein Recht haben, selbst zu bestimmen, ob und von wem mit ihren Werken Werbung gemacht wird oder nicht? Habe ich befürchtet…

54 Comments

Stephan Baumgarten

Carsten, ich lege Dir nah auf Deinem Piratenschiff zu meutern und zumindest bezüglich Urheberrecht das Steuerrad in die Hand zu nehmen! Wenn das was Du gestern und heute gebloggt hast der Kurs ist, folge ich Dir mit Säbel zwischen den Zähnen bis in den Tod. Gold und Dublonen warten beim X, Arrrrrr. 😉

Carsten Dobschat

Wir Piraten wollen doch das Urheberrecht gar nicht abschaffen und der Fall ist zum Beispiel einer, der absolut unstrittig ist. Schließlich geht es hier um eine kommerzielle Verwendung. Was anderes wäre es bei Privatpersonen – aber bei einem Shopbetreiber, dazu noch einer, der sich selbst als Urheber sieht, darf dann doch ein Mindestmaß an Wissen und vor allem Anstand erwarten. Und was ich da so geschrieben habe steht nach meiner Meinung und Kenntnisstand absolut im Einklang mit dem Piratenprogramm zum Urheberrecht: https://www.piratenpartei.de/politik/wissensgesellschaft/urheberrecht/

Wichtig ist hier zum Beispiel, dass wir nur die Beschränkungen für *nichtkommerzielle* Vervielfältigungen aufheben wollen.

Aber ganz unabhängig von Politik, Abmahnungen und anderem: Verdammt geiler Pirat 🙂