Lehrmaterial von Firmen

Unter anderem von Google stammt Lehrmaterial für den Schulunterricht zum Thema Medienkompetenz. Ein wichtiges Thema, keine Frage. Und ohne jetzt die konkreten Materialien genauer unter die Lupe genommen zu haben, verstehe ich die Kritik der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die es nicht unbedingt so prickelnd finden, wenn von Dritten mit Eigeninteressen Unterrichtsmaterialien heraus gegeben werden:

„Das Problem ist, dass Lehrmaterial von Dritten und Unternehmen kommt, die wirtschaftliche Interessen verfolgen“, sagt Ulf Rödde, Sprecher der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Die aktuellen Unterlagen von Google kenne er zwar noch nicht. Seiner Erfahrung nach ließen Unternehmen aber oft Aspekte aus. „Die Informationen sind im Kern korrekt, kritische Bereiche werden aber häufig ausgeblendet.“ Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) sprach sich bereits im Mai für eine unabhängige und neutrale Vermittlung im Unterricht aus.

Google sieht das natürlich nicht so, klar. Und vielleicht sind die aktuellen Materialien auch wirklich gut und keine versteckte Google-Werbung. Das mögen Profis entscheiden. Aber ganz davon unabhängig müssen wir uns doch tatsächlich fragen, ob es gut ist, dass offenbar die Bundesländer in Deutschland immer weniger Geld für Unterrichtsmaterialien ausgeben, so dass Lehrern kaum noch eine Wahl bleibt als auf die von Unternehmen bereit gestellten Inhalte zurückzugreifen, um wenigstens halbwegs aktuelle Inhalte in der Schule vermitteln zu können. Geht’s noch?

Wie oft betonen Politiker aller Parteien, wie wichtig die Ausbildung unserer Kinder für die Zukunft des Landes ist – und trotzdem wird daran gespart, wird die Ausbildung dadurch mehr oder weniger privatisiert? Ist das tatsächlich so gewollt, dass in Zukunft Dritte mit diversen eigenen Interessen anfangen die Lehrinhalte für Schulen bereit zu stellen? Kann es wirklich gewollt sein, dass Lerninhalte zum Thema Medienkompetenz von einem Unternehmen wie Google heraus gegeben werden? Nein, ich kann mich nicht darüber freuen, dass Privatunternehmen hier eine Lücke füllen, die unser Staat durch das Sparen an der Zukunft lässt. Selbst wenn die aktuellen Materialien wirklich gut und keine verdeckte Google-Werbung sind – was kommt danach? Der Biologie-Unterricht wird demnächst von Monsanto zusammen gestellt? Naja, eine gewisse Tradition hätte so was ja schon, man muss sich nur den Religionsunterricht anschauen.

2 Comments

Martina Mönig

“Die Informationen sind im Kern korrekt, kritische Bereiche werden aber häufig ausgeblendet.“ – Tja. Vielleicht trotzdem besser, als gar keine Medienerziehung? Es soll ja Schulen geben, die gar keine Medien zur Nutzung des kritisierten Materials besitzen. Da liegt der Hase im Pfeffer. Vielleicht auch ein Fall für die GEW.