Fotos: Google vs. Apple

Die Sache mit den Fotos ist so ein Ding. Über die Jahre haben sich ein paar Fotos auf meinen Festplatten angesammelt und eigentlich hätten wohl so ziemlich alle größeren IT-Unternehmen gerne, dass ich alle meine Fotos bei ihnen in der Cloud sichere. Egal ob Dropbox, Microsoft, Amazon, Google oder Apple – jeder will mich dazu bringen meine Fotos jeweils in deren Cloud zu sichern. Für den größten Teil der Fotos kann man das auch ruhig machen und es ist ja auch bequem, also warum auch nicht. Apple iCloud Fotomediathek zu nutzen liegt für mich als Apple User natürlich nahe, aber auch das Angebot von Google ist nicht verkehrt. Und wirklich praktisch ist ja, dass man auch beide Dienste prima nebeneinander nutzen kann.

Es geht vor allem um Konzertfotos, von denen habe ich wirklich reichlich gesammelt in den letzten Jahren. Aber auch einige private Fotos, die ich sowieso mit Freunden und Familie teile. Viele Fotos kommen zwar von einem Smartphone und landen dann von dort aus schon in der iCloud. Aber der größte Teil der Fotos wird immer noch am Rechner direkt von den Speicherkarten der Digitalkameras importiert. Dabei habe ich derzeit zwei Fotomediatheken für Apple Fotos: Eine für Fotos, die nicht in die Cloud wandern sollen, die dafür zwischen den Macs per BitTorrent Sync abgeglichen wird und eine für die Fotos, die in der Cloud landen können. Letztere Mediathek ist inzwischen knapp 793GB groß – 160.037 Fotos, 542 Videos und 40 Objekte – also durchaus recht umfangreich, weswegen ich auf dem MacBook und den iOS-Geräten auch die Option „Speicher optimieren“ gewählt habe. Dort werden also nur die Vorschauen lokal gesichert, alles andere wird bei Bedarf aus der Cloud nachgeladen. Am iMac sichere ich die ganzen Originale. Von dort aus schickt auch  Google Photos Backup alle Fotos in die Cloud bei Google, in Original-Auflösung. Dazu habe ich in dem Programm einfach den Ordner „Masters“ im Mediathek-Paket als Quelle für die zu sichernden Fotos ausgewählt (einfach im Finder Rechtsklick auf die Fotomediathek machen, dann auf „Paketinhalt zeigen“ und dann den Ordner „Masters“ da raus in die Dateiauswahl von Google Photos Backups plumpsen lassen).

Also bezahle ich jeden Monat 9,99 Euro „Apple-Steuer“  für 1TB Speicherplatz in der iCloud – und muss inzwischen trotzdem überlegen, ob ich die alten Konzertfotos nicht in einer Offline-Mediathek archiviere. In der Google Cloud habe ich keinen Speicher-Stress: Für ein paar Cent weniger (9,52 Euro) habe ich da unbegrenzten Speicherplatz nicht nur für meine Fotos im Google Apps Account. Damit dann auch ein ganz brauchbares externes Backup.

Angenehmer bei der Foto-Suche ist eindeutig die Apple Lösung: So eine native Software auf dem Rechner hat gegenüber einer reinen Weblösung einfach ein paar Vorteile, ganz vorne die Performance und die Unabhängigkeit von einer Internetverbindung. Die Fotos kann ich dort leicht verschlagworten, zu Alben zusammen stellen, die Alben in Ordnern sortieren, Fotos bewerten und über „intelligente“ Alben auch automatisch bestimmte Zusammenstellungen pflegen. Dazu kommt die brauchbare zeitliche Sortierung der Fotos nach Jahren, Sammlungen und Momenten. Die Gesichtserkennung hilft mir nach etwas Training Fotos bestimmter Personen (wieder) zu finden. Die Bearbeitungsfunktionen (inzwischen auch durch externe Programme erweiterbar) sind vernünftig und reichen für das schnelle Aufhübschen der Fotos.

Dafür kann Google an anderer Stelle punkten: Google erkennt anhand des Inhalts (und wohl auch anderer Kriterien, wie dem Aufnahmezeitpunkt) was auf einem Foto zu sehen ist. So bietet mir Google eine automatisch erstellte Sammlung aller Fotos an, auf denen Lego-Steine zu sehen sind oder alle Halloween- und Weihnachtsfotos, Fotos mit Katzen, Konzerte, Sonnenuntergänge, Autos, Züge, Bier, Hunde… Dabei liegt Google manches Mal auch daneben, aber in 90% der Fälle passt es. Dann gibt es noch automatische Sammlungen nach Orten und nach Typ. Und eine wirklich spassige Spielerei: Automatische Kreationen. Da werden aus Bildern kleine GIF-Animationen, Filme, Collagen, „künstlerische Bearbeitungen“ und Geschichten erstellt – und dabei kommen immer wieder wirklich nette Sachen raus. Besonders gut gelungene Kreationen kann man auch direkt speichern.  Ja, eine Spielerei, erwähnte ich bereits, aber die macht Spaß.

Wolfram Kellner, Schlagzeuger (okay, das sieht man :) ) bei J.B.O.
Wolfram Kellner, Schlagzeuger (okay, das sieht man :) ) bei J.B.O.

Es würde mir tatsächlich schwer fallen mich für einen der beiden Dienste zu entscheiden: Die Apple-Lösung arbeitet schön rund (wenn man den ersten Upload mal hinter sich gebracht hat) auf allen Apple-Geräten, dafür ist der Speicherplatz relativ limitiert. Ein Terabyte reicht zwar wahrscheinlich für die meisten Menschen, aber es kann bei größeren Sammlungen schon eng werden. Dafür limitiert mir Google für etwas weniger Geld den Speicherplatz nicht und liefert einen Mehrwert – oder auch eine Spielerei – dazu, aber im Webinterface nach bestimmten Fotos suchen kann eine ziemliche Qual sein, selbst mit schneller Anbindung. Überhaupt ist bei allen solchen Diensten die Anbindung immer das Problem: Wer wartet schon gerne mehrere Tage, bis die Fotos von einem Konzert auf allen Geräten zur Verfügung stehen? Dabei könnte es doch so schön sein: Konzert besuchen, Fotos machen, anschließend im Hotel die Fotos auf das MacBook ziehen, von dort landen sie in der Cloud… klappt bloß leider nicht. Irgendwie scheinen sehr viele Hotels immer noch der Meinung zu sein, dass ihre Gäste kein schnelles Internet brauchen, die sollen doch froh sein, dass sie Mails empfangen können. Größere Uploads? Oder gar Videos bei Netflix schauen? Die dafür nötige Bandbreite gibt es höchstens für einen mehr oder weniger deftigen Aufpreis.

Übrigens: Ich hatte ja überlegt nicht nur bei Google, sondern auch bei Microsoft ein Komplettbackup der Fotos anzulegen – leider hat sich Microsoft aber entschieden das Angebot des nicht limitierten Speicherplatzes auf 1TB zu beschränken (aktuell zeigt mir OneDrive noch 10TB verfügbaren Speicher an, aber das ist ja nun nicht mehr von Dauer). Damit ist das für mich uninteressant geworden: Das Limit habe ich schon bei Apple, da will ich nicht auch noch in einer zweiten Cloud anfangen müssen, Fotos auszusortieren.

Ach ja: Achtet drauf, welche Fotos ihr in der Cloud speichert – Fotos, bei denen man nicht ertragen könnte, wenn sie ungewollt öffentlich werden, haben in einer Cloud nichts, aber so absolut gar nichts verloren. Und dabei geht das Risiko einer unbeabsichtigten Veröffentlichung nicht nur von bösen Hackern aus. Alle Dienste bieten natürlich auch die Möglichkeit Fotos zu teilen und zu veröffentlichen, da reicht auch mal ein zu schneller Klick und schon ist das Album mit den gesammelten Penis-Fotos weltweit verfügbar (okay, es soll Leute geben, die das nicht stört, die würden ihren auch den ganzen Tag offen freischwingend mit sich rumtragen, wenn man sie lassen würde, aber das ist wohl eher eine Minderheit, oder?).

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