Nein, man sollte keine Kommentare mehr lesen. Schon gar nicht, wenn man auf einen Beitrag auf Facebook hingewiesen wird mit dem Hinweis „Erkläre Deutschland in 20 Kommentaren“. Worum es geht? Um die Aktion #einBuchfuerKai. Kurz zusammen gefasst: Kai wurde plötzlich schwer krank, liegt im Koma, die Familie steht ohne den sog. Ernährer da, Rücklagen gibt es keine, da Kai gerade dabei war sich selbstständig zu machen. Kais Frau tat etwas, was jeder tun kann, der in einer Notlage ist: Um Hilfe bitten.
Und die Hilfe kommt. Sie hatte gebeten, den Roman von Kai zu kaufen, der auch prompt Platz 1 der Amazon-Charts wurde, Amazon verzichtet sogar auf die eigene Provision bei dem Buch und andere helfen auch direkt mit Geld. Eigentlich eine tolle Sache, die ein Musterbeispiel für „da sind soziale Netzwerke wirklich sozial“ sein könnte.
Könnte. Wären da nicht so manche Kommentatoren. Und dass diese sich zum Beispiel gerade im Kommentarbereich einer RTL-Sendung tummeln, könnte man als Beleg für gewisse Ansichten zum typischen Zuschauer dieses Senders sehen – aber solche Gestalten gibt es leider viel zu oft. Dabei gibt es vor allem drei Arten von negativen Kommentaren, die sich grob so zusammen fassen lassen:
Oh guck mal da, die fragen nach Hilfe und bekommen auch noch welche! Wie gemein, mir hilft auch keiner und ich habe nicht mal gefragt…
Man muss sich das mal vorstellen: Eine Familie steht sprichwörtlich vor dem Nichts, der Mann und Vater liegt im Koma und keiner kann sagen, ob er das überleben wird und dann kommen solche Hohlbratzen an und plärren ihren Neid in die Welt hinaus. Die sind doch tatsächlich neidisch, dass jemand auf den Hilferuf dieser Familie reagiert. Ist das denn echt noch zu fassen? Und wer hat diesen Typen denn verboten selbst um Hilfe zu bitten? Es steht doch jedem frei, die eigene schlechte Situation öffentlich zu machen und um Hilfe zu bitten. Sich zu fein dafür sein, selbst um Hilfe zu bitten, aber dann rumnölen, wenn jemandem geholfen wird, der um Hilfe bittet. Ganz großes Kino.
Deutsche Familien müssen betteln und Asylanten bekommen alles in den Arsch geschoben.
Rassisten sind Arschlöcher, das ist bekannt. Sie sind sogar solche Arschlöcher, dass die selbst so ein Schicksal nur als Gelegenheit sehen gegen Ausländer, Asylbewerber und Flüchtlinge zu hetzen. Merken solche Gestalten eigentlich gar nicht, wie widerlich sie sind?
Zweit-Studium? Luxus! Geh arbeiten und verkauf das Haus!
Ja nee, ist klar. Die böse böse Frau macht ein Studium, ein zweites. Das ist natürlich purer Luxus, logisch. Die soll man schön arbeiten gehen, sie wird sicherlich direkt morgen einen Job haben, von dem sie die laufenden Kosten bestreiten und sich und die Kinder versorgen kann. Und nebenbei hat sie sicher auch viel Zeit im Krankenhaus bei ihrem Mann zu sein. Ach nee, der liegt ja eh im Koma, da ist es ja auch schon egal. Ernsthaft? Es gibt Menschen, die so denken und sich nicht einmal schämen, so etwas auch noch in die Welt zu schreiben? Erschreckend.
Und mit solchen Gestalten müssen sich denkende Menschen diesen Planeten teilen. Aber glücklicherweise ist es eine Minderheit. Eine kleine, ekelerregende und widerliche Minderheit zwar, aber nur eine Minderheit. Sehr viel mehr Menschen teilen den Aufruf, kaufen das Buch, überweisen Geld… Das ist großartig. Wenn ich so darüber nachdenke, dann ist das so großartig, dass ich mich über diese oben erwähnten Flachpfeifen und Klappspaten schon gar nicht mehr ärgern kann :)
Man kann nur jedem wünschen, selbst niemals in eine solche Situation zu geraten, aber wenn es passiert und man um Hilfe bittet, dass diese Hilfe dann auch kommt, so wie in diesem Fall.
Hey Carsten, nicht aufregen … ;-) Das Gute ist doch: Es funktioniert, Pfosten hin oder her.
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Gibt echt widerliche Zeitgenossen. Kommt noch soweit, dass welche dummbabbele von wegen ins Koma fiel er um sein Buch zu promoten. Hirn ist so eine Sache. Und Empathie. Passt net zu Neid und Hetze.
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