Montag Abend, kurz vor Feierabend, ich telefoniere gerade noch, da klingelt es an der Tür. Eine alte Frau, die ganz in der Nähe wohnt, mit ihrem Hund. Habe sie schon öfter auf der Straße gesehen. Sie sieht nicht gut aus, also jetzt nicht von einem ästhetischen Standpunkt aus gesehen, sie sieht ziemlich gehetzt und gestresst aus. Was sie will? Ob sie mal meine Toilette benutzen dürfte? Naja, warum auch nicht, so ein Druck auf der Blase oder im Darm kann einen schon ganz schön stressen, also warum nicht.
„Da gerade aus durch, Lichtschalter ist außen neben der Tür…“ und da läuft sie auch schon an mir vorbei, lässt Hundeleine und eine Einkaufstasche fallen, die sie in einer Hand hielt während sie mit der zweiten Hand ihre Hose fest gehalten hat. Und jetzt nicht am Bund oder so, sie hielt mit der Hand etwas sehr dickes und sehr übel riechendes fest, was sie hinten in ihrer Hose hatte. Als diese Geruchsfahne an mir vorbei zog bereute ich zum ersten Mal, dass ich die Tür geöffnet hatte…
Der Hund war total friedlich, er war es wohl gewohnt so „abgeladen“ zu werden, der legte sich in den Flur, schaute abwechselnd zur Badezimmertür und zu mir, während ich mein Telefonat zu Ende brachte. Die Frau verbrachte insgesamt eine gute halbe Stunde im Badezimmer und hat dabei gefühlt den halben Bodensee durch das Klo gespült. Mindestens.
Dann verliess sie das Klo, bedankte sich und teilte mir mit, dass sie mir einen neuen Dusch-Vorleger in den nächsten Tagen vorbei bringen würde. Einen neuen Dusch-Vorleger? Wieso das denn? Der passt doch im Leben nicht in diese winzige Apotheken-Einkaufstüte, die sie seit dem Verlassen des Bades in der Hand hielt. Ich verkneif mir aber die Frage, denn irgendwie habe ich so eine Ahnung, was sie in dem Tütchen und was um ihren Hintern gewickelt hatte. Ja, ein neuer Dusch-Vorleger bitte, danke, hier die Einlaufstasche und vergessen Sie den Hund nicht, schönen Tag noch.
Und während sie geht… mir fällt keine Beschreibung ein, die nur annähernd das Geruchserlebnis beschreibt, welches ihrem Aufenthalt im Bad folgte. Es stank, als hätte jemand alle Wacken-Dixi-Klos gleichzeitig in meinem Bad gesprengt. Also nicht alle Klos vom diesjährigen Wacken-Festival, sondern alle Dixi Klos aller Wacken-Festivals bisher! Habt Ihr schon mal eine Kläranlage besucht? Ja? Das reinste Parfüm dagegen. Oder mal so richtig faule Eier gerochen? Der reinste Kuraufenthalt für Euren Geruchssinn. Ist in Eurem Wohnzimmer schon mal jemand gestorben und dann so langsam verwest? Ich glaube, es müssten 50 Leute in Eurem Wohnzimmer sterben und verwesen, um auch nur in die Nähe dieser olfaktorischen Massenvernichtungswaffe zu kommen.
Ich habe die Bad-Lüftung eingeschaltet, alle Fenster geöffnet und einen Ventilator aufgestellt und selbst nach einer Dreiviertel Stunde konnte ich mich dem Bad nur bis auf einen Meter nähern, dann überkam mich Brechreiz. Wirklich, ich übertreibe nicht. Ich habe mich bis jetzt nicht getraut den Klodeckel anzuheben. Bin nur froh erst frisches Klopapier gekauft zu haben – zwei Rollen weniger waren es nach dem unerwarteten Besuch. Und ich habe Angst vor meinem eigenen Badezimmer. Ich fürchte mich vor dem, was dort passiert sein mag…
Ja, ich weiß, die Frau kann da gar nichts für und es war (und ist) ihr mit Sicherheit unfassbar peinlich. Und man soll sich nicht über das Leid anderer lustig machen. Aber mal ganz ernsthaft: Wer ist denn das Opfer in der Geschichte? Das bin doch ich! Meine Bude stinkt jetzt, als hätte Satan persönlich hier den Schiss seines Lebens gelassen – und meines Wissens nach ist Satan unsterblich, es muss sich beim Schiss seines Lebens also dementsprechend um einen wirklich gewaltig großen Schiss handeln.
Aber immerhin hatte ich nun wieder was zu schreiben und dann gleich meinen ersten Blog-Beitrag mit eigenem Soundtrack bei Apple Music… ;)
Das ist so eine Geschichte aus der Abteilung „Glaubt einem doch eh keiner“. Aber sie ist passiert, ganz genau so und nicht anders, ich schwöre! Und gäbe es Geruchsinternet, dann würde ich Euch eine digitale Geruchsprobe zum Download bereit stellen!
Beitragsfoto: Klo von Jannis, CC-BY-SA 2.0
Oje oje oje – es gibt Dinge, die WILL ich mir gar nicht vorstellen. Aber für eine solche Heldentat kommst Du sicher ins Sto’Vo’Kor.
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