Mal wieder ein lesenswerter Artikel im Bootsektor-Blog. Es geht um die angeblichen Verluste der Software-Hersteller. Wer sich schon immer mal gefragt hat, woher die BSA die Zahlen dieser riesigen Verluste nimmt, hier ist die Antwort:
Da man die tatsächliche Menge der unlizensiert kopierten Software ja schlecht messen kann, liess sich die IDC ein Verfahren einfallen, um wenigstens irgendwelche Zahlen in die Hand zu bekommen, die wenigstens irgendeine Grundlage haben. Also: man zählt in 15 Ländern zusammen, wieviele PCs verkauft wurden, mit wieviel Software an Bord, dazu die ganze nebenher verkaufte Software. Das ergibt den Wert der legal vertriebenen Software.
Dann untersucht man – und hier wirds bereits etwas fischig – die reale Softwarebestückung eines durchschnittlichen Business- oder Consumer-PCs. Die Differenz, also Software, die verwendet wird, obwohl sie nicht bezahlt wurde, muss dann wohl raubkopiert sein. Eine kühne Schlussfolgerung, die dazu noch auf 65 Länder hochgerechnet wird. So erhält man den Betrag von 33 Milliarden Dollar.
Das, sagen die Statistiker von der IDC, ist ein errechneter Fehlbetrag und damit eine hypothetische Zahl.
Das, sagen die Lobbyisten von der BSA, ist der Wert nicht verkaufter Softwareprodukte und damit realer wirtschaftlicher Schaden.
Spannend, oder? Die Liste der Annahmen und der unberücksichtigten Fälle bei dieser Zahl ist unglaublich – und trotzdem tut die BSA so, als wären die 33 Milliarden Schaden eine Tatsache. Unglaublich. Oder auch:
Das, sagt der Bootsektor, ist im einen Fall eine verdammt riskante Hochrechnung, die vieles ausser acht lässt, im andern Fall eine glatte Lüge. Auf der Basis dieser Lüge wird derzeit Politik gemacht.
Und das ist wirklich übel: aufgrund solcher Zahlen werden Copyright-Gesetze immer weiter verschärft, User immer mehr entrechtet und kriminalisiert… Und wer ist der Depp? Derjenige, der sich seine Software, seine Musik und seine Filme ehrlich kauft. So sieht es heute aus: der Innenminister hält alle Bürger erst mal für potentielle Straftäter und die Content- und Softwareindustrie ihre Kunden zuerst als (potentielle?) Diebe.