Was stimmt mit den Menschen nicht?

Wir haben also wieder mal einen Lebensmittelskandal. Wieder einmal geht es um Tierleichen, wieder einmal wurde anscheinend verdorbenes Fleisch verarbeitet und verkauft. Und es gab Todesfälle. Da stellt man sich doch eine Reihe von Fragen…

Angefangen bei der Frage, ob man nicht doch lieber Vegetarier werden möchte, schließlich scheinen solche Vorfälle besonders häufig im Zusammenhang mit Fleisch aufzutreten. Am Ende weiß man ja auch nicht, ob nicht auf der teuren Bio-Pizza Gammelsalami liegt. Ich habe meinen Fleischkonsum sowieso schon deutlich reduziert, fehlt also nicht mehr viel zum Vegetarier ??‍♂️

Aber was stimmt mit den Menschen eigentlich nicht? Was stimmt mit Menschen nicht, die Lebensmittel möglichst billig kaufen, auch wenn allgemein bekannt ist, was das für Folgen bei der Herstellung hat? Was sind das für Menschen, die Schnitzel fressen, die billiger sind als das Hundefutter, dass sie ihrem Dackel verfüttern? Merken die nichts oder ist es denen einfach egal? Hauptsache selbst viel und billig, aber für Waldi nur das Beste?

Und was stimmt nicht mit den Chefs solcher Läden, die für Profit im Zweifel auch über Leichen gehen? Denen war doch klar, welche Folgen es haben kann, wenn die vergammeltes Fleisch verarbeiten und verkaufen. Die müssen so was doch wissen?! Ist das denen einfach egal? Sind potentielle Todesopfer für die einfach nur eine statistische Größe? Wie hoch muss der Mehrumsatz pro Menschenleben mindestens sein, damit man solche Schweinereien macht? Da soll noch mal jemand sagen, dass Waffenproduzenten keine Moral hätten – die stehen wenigstens dazu, dass sie Produkte produzieren, mit denen Menschen getötet werden können.

Und was stimmt mit diesem Lebensmitteltechnologen nicht, der jetzt bei der Waldeckischen Landeszeitung anonym zitiert wird? Seit 15 Jahren berät der Wilke, war drei- bis viermal pro Jahr im Betrieb und sagt, dass die Zustände dort immer schlechter geworden seien, von abartigen Zuständen, die er in keinem anderen Betrieb vorgefunden habe, von Produktionsbereichen, die über Tage und Wochen nicht gereinigt worden wären… Die Geschäftsführung habe seine Hinweise auf diese Zustände ignoriert, aber den zuständigen Behörden gemeldet hat er das nicht. Weil er Sorge gehabt habe, dass er den großen Kunden Wilke verlieren könne und es hätte ja schließlich dem Veterinäramt auffallen müssen.

https://twitter.com/Muschelschloss/status/1180379581095858177

TEAM – Toll, ein anderer macht’s. Hat nur dummerweise kein anderer gemacht. Und offensichtlich hat das Veterinäramt hier ganz gewaltigen Mist gebaut und das muss aufgeklärt werden. Aber was zum Teufel geht in einem Menschen vor, der über Jahre solche Missstände und Fehlverhalten beobachtet und nichts unternimmt? Ein verdammter Anruf hätte gereicht. Schließlich wurde hier die Gesundheit und das Leben von Menschen aufs Spiel gesetzt! Und der Typ meldet das über mehrere Jahre nicht, weil er Angst hatte seinen Kunden zu verlieren? Was stimmt mit diesem Menschen nicht?

Aber jetzt sei es dem Lebensmitteltechnologen ja wichtig, dass die Verantwortlichen bestraft würden. Nun, meiner bescheidenen Meinung nach gehört er mit zu den Verantwortlichen, die bestraft gehören.

Artikelbild von Wokandapix via Pixabay

2 Comments

Ich habe das Geschäft ja lange genug mitgemacht. Egal wie groß diese Betriebe werden, im Grunde ihres Herzens sind alle in der Fleischbranche Viehhänder, die versuchen alle anderen über den Tisch zu ziehen – Lieferanten, Kunden, Mitarbeiter – einfach alle. Wobei wir niemals Schrott verarbeitet haben, also im Sinne von verdorbener und gesundheitsgefährdender Ware. Natürlich wird da billigstes Verarbeitungsmaterial eingesetzt, also das Zeug was beim Zerlegen und Zuschneiden übrig bleibt. Hygienisch einwandfrei, aber irgendwie doch nicht lecker. Aber was will man von Brühwurst erwarten, die deutlich unter fünf Euro pro Kilo kostet? Kalbsfiletspitzen sind da nicht drin. Ich habe damals schon aufgehört, Geflügelprodukte zu essen. Streicht Pute und Hähnchen vom Speiseplan, ist echt besser so.
Mittlerweile habe ich meinen Fleischkonsum drastisch reduziert. Besonders von diesem hochverarbeiteten Fraß lasse ich fast komplett die Finger. Damit habe ich jede Menge Cholesterin, Phosphat und Nitrit aus dem Essen raus. Aber Vegetarier reicht nicht, Milch und Eier sind auch potenzielle Seuchenherde und die Tierquälerei ist bei Legehennen und Milchkühen nicht geringer als bei Masttieren.
Wilke hatte ja einige namhafte Kunden. Dafür braucht er eine IFS-Zertifizierung. Und wenn es da wirklich so grenzwertig zuging, dann hätte der Laden das IFS-Audit niemals bestanden. Die Kunden führen auch unangekündigte Audits durch, da hätte auch was auffallen müssen. Die Veterinäre haben bestimmt gewusst, was da los ist, die sind oft genug im Betrieb und es wurde ja versucht, die Listerien zu beseitigen.
Es gibt zahlreiche gute Gründe, auf Lebensmittel tierischen Ursprungs zu verzichten: Gesundheit, Tierschutz, Ethik, Umwelt- und Klimaschutz. Von mir aus kann sich die Fleischbranche ihr eigenes Grab schaufeln. Aber auch der Fall Wilke wird bald™ wieder aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwinden und die Leute tun sich weiterhin den Billigfraß aus dem Discounter rein.

Ja, eigentlich müsste man sich komplett vegan ernähren, die Umstellung ist aber nicht ganz so einfach (und ich sagte schon: Käse!)… und mit Deinem letzten Satz liegst Du leider auch vollkommen richtig ?