Keine Ahnung, ob es anderen Menschen mit Tätowierungen auch so geht, aber ich werde immer wieder gefragt, warum ich mir eigentlich Tinte in die Haut stechen lasse. Jetzt könnte ich die Frage natürlich ganz einfach mit „Weil es geht“ beantworten – als könnte ich so eine Frage einfach ignorieren 😂
Also klar, ich habe mal intensiver darüber nachgedacht, warum ich das eigentlich mache und plane noch sehr viel mehr Fläche meiner Haut einzufärben. Immerhin gibt es ja genügend Gründe, die dagegen sprechen:
Schmerzen
Tätowiert zu werden ist mindestens unangenehm bis echt schmerzhaft und wirklich angenehm ist es auch nicht bis das verheilt ist.
Dauerhaft
Natürlich kann man ein Tattoo mit einem Cover-Up verstecken oder zumindest in einigen Fällen für reichlich Geld per Laser wieder entfernen (was dann auch wieder mindestens unangenehm wäre, so wurde es mir zumindest erzählt) – aber in den meisten Fällen hat man eine Tätowierung ein Leben lang.
Nicht 100% dauerhaft
So richtig dauerhaft sind Tätowierungen dann aber doch nicht, sie altern, verlieren Farbe, die Farbe beginnt sich zu verteilen und je nach Körperstelle unterliegt so ein Motiv auch noch den Folgen der Schwerkraft.
Ungesund
Nicht erst nachdem bestimmte Farben verboten wurden kann man davon ausgehen, dass Tätowierungen zumindest nicht unbedingt gesundheitsfördernd sind. Die Farbe bleibt ja nicht in der Haut, Teile davon verteilen sich im Körper, sammeln sich in Lymphknoten usw.
Vorurteile
Das hat natürlich nachgelassen, aber es gibt immer noch genug Vorurteile in Sachen Tattoos, die ich jetzt hier nicht reproduzieren muss – haben alle schon mal gehört, oder?
Es gibt also sicherlich genug Gründe, die gegen Tätowierungen sprechen.
Aber trotzdem…
Ich war um die 20, als ich mich das erste Mal ernsthaft in Sachen Tätowierungen informiert habe und auch erste Motiv-Ideen hatte. Es wurde aber lange nichts daraus, nicht nur, weil ich eben auch intensiv über die (möglichen) Nachteile nachgedacht hatte, ich hatte einfach auch viele Jahre sehr viele ganz andere Prioritäten. Dazu dann auch noch die Frage nach dem richtigen Motiv für den Anfang…
Erst mit 43 kam dann mein erstes Tattoo und es wurde eines aus der Kategorie „Hat eine persönliche Bedeutung“. Das erste Leo Skull Logo war die Vorlage, die neu interpretiert auf meiner rechten Schulter landete. Zwei Jahre später war dann die linke Schulter dran, wieder etwas mit persönlicher Bedeutung, immerhin war ich 2019 ganze 22 Jahre für J.B.O. tätig. Das Motiv wurde schon als einfallslos bezeichnet, schließlich ist es ein Cover-Motiv – aber es passt halt einfach. Das dritte war dann endlich mal ein praktisches Tattoo: Ein QR-Code, der auf meine digitale Visitenkarte verweist. Natürlich ist es nur ein Link in dem Code, den ich so lange kontrolliere, so lange ich die dafür verwendete Domain bezahle – ich kann nur dringend davon abraten direkt Adressdaten tätowieren zu lassen oder einen Link über irgendeinen URL-Shortener.
Nach Corona ging es jetzt richtig schnell: Erst Ende Juni das Opt.Ink-Logo, an meinem Geburtstag der viel zu lange ungestochene Amor und nächste Woche dann Porträts meiner beiden Damen. Damit dürfte es für dieses Jahr aber auch reichen… wahrscheinlich… vielleicht… mal schauen… 😉 Denn so eine Tätowierung macht Spaß, vom Moment der ersten Motiv-Idee, bis man den richtigen Ort und die richtige Person für das Stechen gefunden hat, die Vorfreude auf den Termin, der Termin selbst, das Abheilen beobachten und jedes Mal, wenn ich das Motiv auf dann meiner Haut sehe und daran denke, warum es da ist wo es ist. Das fühlt sich gut an – ich kann aber nicht sagen, warum genau.
Klar, ich erwähnte schon, dass das Stechen und auch die Zeit bis alles abgeheilt ist mindestens unangenehm bis schmerzhaft sind. Möglicherweise muss man ein bisschen masochistisch veranlagt sein, um daran Spaß zu haben, dann ist das eben so. Trotzdem oder gerade deswegen habe ich jede einzelne Session wirklich genossen. Schmerz ist ja auch eine Bestätigung dafür, dass man noch am Leben ist 😉 Aber der Schmerz ist nicht der Grund, warum ich mir die Tinte in die Haut stechen lasse – der gehört halt einfach dazu, ohne gibt es kein Tattoo.
Aber warum dann? Kulturelle Gründe fallen bei mir weg, ebenfalls familiäre Gründe – alle Angehörigen, die ich mit einer Tätowierung hätte ärgern können haben schon mein erstes Tattoo nicht mehr erlebt. Das war aber auch nie eine Motivation. Warum gleich tätowieren lassen, um eine Person zu ärgern, wenn es reicht sich die Haare blau zu färben.
Möglicherweise stimmt es ja doch, dass Tätowierungen süchtig machen? Dann hat es mich wohl einfach erwischt 🤷🏻♂️
Beitragsbild von Lucas Lenzi auf Unsplash
Cooler Post. Was hast Du für ein Zeichenlimit auf Deiner Instanz und wie viel Aufwand ist es eine zu betreiben? Wie geschmeidig sind die Updates? Bin Linux Admin, aber keine Lust mehr viel zu administrieren. Sorry für offtopic 🤡 Ich bin jetzt 50. Als ich 18/19/20 war, weiß nicht mehr, Führerschein hatte ich schon, hab ich einen Amerikaner kennengelernt. Wo ich geboren wurde, war eine US-Base. Der wurde aber unehrenhaft entlassen und ist hier geblieben. Krasser Typ, lange rote Haare und auch gut tätowiert. Wir waren viel unterwegs, viel Drogen und Bäm, hatte ich mein erstes. Also zur Schwerkraft: Wenn sich die Zellen in unserem Körper in Zeitraum X austauschen und regenerieren, und auch die Haut sich dauernd erneuert, und die Schwerkraft dran zieht, bin ich erstaunt, wie gut das noch erhalten ist, und dass es überhaupt noch da ist 🤔 Naja, der hatte Anfangs nicht mal eine Maschine, das war ein umgebauter Rasierer, wie im Knast. Wir hatten damals nix 🤡 nur Autos und Drogen. Und die Farbe kam aus dem Zeichengeschäft. hehe.Der hat sich selbst die Oberschenkel tätowiert, ohne viel Vorlage, meinte er hat das Bild im Kopf und dreht es halt um. Total der Freak. Den ich im anderen Posting meinte, der nun total schwarz ist, war auch Tätowierer.Ich hatte viele Gelegenheiten und könnte heute ganz schwarz sein, kostenlos, mich hat es nicht gekickt. Aber bisschen Dramaqueen bin ich schon, ich bring mich eher öfter in psychisch schmerzhafte Situationen.So, warum tun Menschen das? Image, Identitetris?Sich von der Masse abheben, sich zu einer Subkultur gesellen, Individualität ausdrücken kann es heutzutage nicht mehr sein, weil es längst Mainstream ist. Jeder Promi, A-Z, es ist normal. Die Reinhäuter sind bald die Minderheit 🤡 Will man etwas ausdrücken? Etwas zeigen? Kunst? Mitschwimmen? Individualität bewahren? Dem Lebenspartner oder dem Leichenbeschauer etwas mitteilen? Meins ist reiner Protest. Geht um legalize, hehe. Sollte den Cops sagen: Egal, ich mach trotzdem weiter, wie sehr ihr mich auch kriminalisieren wollt. Es ändert nichts. Es ist auch aktenkundig, mein Tattoo.Ich glaube, es ist etwas anderes:"Die Wunde ist die Stelle, wo das Licht hereinkommt!"Ich denke, es ist sowas wie unbewusste Akupunktur. Vielleicht spüren wir uns auch nicht mehr richtig, und beim Stechen fühlen wir, dass wir noch leben?! Andere fahren mit 300 Sachen über die Autobahn mit ihrem Bike. Hab auch mal einen Bekannten gefragt, ob er noch ganz sauber ist, und mit dem Bike in der Autobahnausfahrt zu überholen, er meinte: "Ich brauche keinen Körper."Auch die, die sich überall piercen lassen. Akupunktur! Was denkst Du?@dobschat
Die Instanz hier ist einfach mein WordPress mit ActivitPub-Plugin :)
Das mit dem Leichenbeschauer klingt gar nicht mal so doof – man könnte sich platinieren lassen und dann so auf Reisen gehen, dazu dann eine Hinweistafel auf der der Hintergrund jedes einzelnen Tattoos beschrieben ist…
Ich verstehe das voll und ganz und nach 30 Jahren der geistigen Vorbereitung, bin ich nun auch aktiv auf der Suche nach Fachmenschen, die sich mit Lettering auskennen. Ich will auch und zwar bald ;-)
1. Vorsicht, es kann süchtig machen ;)
2. Spontan wüsste ich gerade keinen Experten für Lettering, aber wenn mir bei meinen Rundgängen auf der Suche nach neuen Motiven einer auffällt, dann sage ich Bescheid. Wobei… Maro wird meine Katzen machen und was ich so beim ihm und Suya sehe könnte passen. Schau mal selbst: https://bomnalstudio.com
Vielleicht treffen wir uns ja mal in Düsseldorf 😂