Das Jahr neigt sich dem Ende und sehr viele Menschen fangen an über Vorsätze für das kommende Jahr nachzudenken. Woher auch immer dieser Brauch kommt, ich habe ihn noch nie verstanden. Man nimmt sich mit mehr oder weniger Getöse irgendwas für das neue Jahr vor und wenn es richtig richtig gut läuft, dann hält man das dann die ersten 6 Wochen des neuen Jahres durch, bevor man es wieder sein lässt. Steigert das eigene Wohlbefinden sicher total…
Ganz abgesehen davon, dass die meisten Neujahrsvorsätze ziemlich schlecht durchdacht sind. Nehmen wir einen der Klassiker:
Ich trinke nächstes Jahr weniger Alkohol!
Irgendjemand, irgendwo, an Silvester, immer.
Was ist denn das für ein Vorsatz? Glaubt denn tatsächlich jemand, dass unsere Existenz auf dieser Schlammkugel nüchtern leichter zu ertragen wäre? Nein. Also was soll das mit „weniger Alkohol“? Ganz dumme Idee. Sehr viel sinnvoller wäre der Vorsatz mehr mit anderen Drogen zu experimentieren, da man ja schließlich nicht immer nur saufen kann.
Wobei es durchaus Situationen gibt, bei denen dieser Vorsatz Sinn ergibt. Wenn man zum Beispiel aus medizinischen Gründen den Alkoholkonsum reduziert, weil man den irrationalen Wunsch hegt, das eigene Leiden die eigene Existenz möglichst weit auszudehnen. In so einem Fall ist der Vorsatz natürlich nachvollziehbar. Aber dann gibt es andere, die aus der selben Motivation heraus mit einem anderen Vorsatz um die Ecke kommen.
Im neuen Jahr werde ich mehr und regelmäßig Sport treiben!
Irgendjemand anders, irgendwo, an Silvester, jedes Jahr.
Um das eigen Leben also zu verlängern, will man mit einer Tätigkeit beginnen oder diese ausdehnen, die ein enormes Verletzungsrisiko bis hin zu tödlichen Verletzungen beinhaltet? Wo liegt denn da der Sinn?
Auch aus der medizinischen Ecke kommt ein anderer Vorsatz:
Ich höre mit dem Rauchen auf.
…ihr wisst schon…
Auch sehr beliebt. Scheitert auch regelmäßig. Es spricht natürlich nichts dagegen mit dem Rauchen aufzuhören, keine Frage. Aber besser als mit so einem Vorsatz klappt das, wenn man es einfach tut. Im Zweifel auf Dampfen umsteigen, klappt gut, ist billiger und der Raucherhusten verschwindet damit auch. Und man kann lustige Ratespielchen mit seinen Mitmenschen nach dem aktuell benutzten Aroma des Liquids spielen. Ein echter Ratespaß, da ist für Kurzweil in der Rauchernische hinterm Haus gesorgt.
Ich beende nächstes Jahr mein Dasein als Single.
Verzweifelte Singles überall an Silvester.
Darf ich euch mal ein Geheimnis verraten: Vorsätze ergeben ganz grundsätzlich nur dann Sinn, wenn es Vorsätze sind, die man selbst umsetzen kann. Eine Beziehung zu beginnen setzt in den meisten Fällen die Mitarbeit mindestens einer weiteren Person voraus. Und nein, eine Katze anzuschaffen gilt in diesem Zusammenhang üblicherweise nicht als Beziehung. Da kann man sich ja auch gleich vornehmen im Lotto zu gewinnen.
Ähnlich dann auch der Vorsatz:
Ich will im neuen Jahr weniger Stress haben!
Echt jetzt?
Klar, es gibt durchaus Menschen, die sich hauptsächlich selbst stressen, aber den meisten Stress machen uns doch andere Menschen. Das liegt in ihrer Natur, schließlich sind Menschen Menschen und was von Menschen grundsätzlich zu halten ist, sieht man jeden Tag. Übrigens: die beiden letztgenannten Vorsätze haben zwar gemeinsam, dass sie von der Mitarbeit anderer Menschen abhängig sind, ansonsten schließen sich die beiden Wünsche nach meiner Erfahrung gegenseitig aus.
Ich will mehr sparen!
Vielleicht einfach Vorsätze einsparen?
Sind wir doch mal realistisch: Wovon denn bitte? Man hat nun einmal eine Summe X Geld zur Verfügung, warum sollte man auf einmal mehr davon übrig haben, nur weil man es möchte? Okay, kombiniert man diesen Vorsatz mit einer erfolgreichen Beendigung einer Raucherlaufbahn, dann bleiben tatsächlich ein paar Euro übrig. Zumindest wenn man sich soweit unter Kontrolle hat, dass man nicht für jeden Euro, den man an Tabakwaren einspart dann anfängt zwei Euro für Chips und Süßigkeiten auszugeben.
Ich will mehr Zeit mit meiner Familie und Freunden verbringen!
Ziemlich übergriffiger Vorsatz
Bei so was frage ich mich ja echt, was das soll! Wie wäre es einfach vorher mal bei Familie und Freunden nachzufragen? Vielleicht sind die ja ganz froh drum, dass es nicht mehr Zeit ist, die sie dich ertragen müssen? Das ist schon ein wenig übergriffig, sich vorzunehmen anderer Leute Zeit zu stehlen! Wenn die mehr Zeit mit dir verbringen wollen würden, dann würden die das schon sagen. Lass den armen Menschen doch ihren Frieden. Wie wäre es denn einfach mal mit dem Vorsatz, seinen Mitmenschen weniger auf den Sack zu gehen? Wenn sich das alle Menschen vornehmen und es auch umsetzen würden, dann wäre die Welt ein besserer Ort, an dem niemand mehr anderen auf den Sack geht.
Aber ich gebe ja zu, ich habe auch einen Vorsatz. Für das neue Jahr. Den neuen Monat. Die neue Woche und jeden neuen Tag:
I won’t give a fuck no more.
Ich, jeden Tag.
Manchmal klappt es schlechter, manchmal nicht so gut, aber ich bemühe mich…
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