Jaja, polemische Überschrift, stimmt, aber lustig ;) Irgendwie ist das derzeitige Geschrei um Veganismus erheiternd. Ständig hört man Predigten, dass eine vegane Ernährung automatisch gesünder und ausgewogener wäre. Kann man meinen, ist aber falsch. Ich denke nicht, dass man mit irgendeiner Extremform der Ernährung automatisch gesünder, toller und geiler wäre oder auch nur automatisch eine ausgewogene Ernährung hinbekommt. Pommes mit Ketchup sind auch vegan und niemand würde wohl ernsthaft behaupten, dass man sich ausgewogen ernährt, wenn man nur noch Pommes mit Ketchup frisst. Oder?
So was darf man sehr vielen Veganern aber nicht sagen. Das gibt dann grosses Geschrei, persönliche Angriffe und wehe, man reagiert dann darauf, dann ist man der Böse. Richtig lustig und vorhersehbar. Wehe man wagt es zu sagen, dass es eben alles nicht so einfach ist. Das geht ja schon bei den Veganern los, denn Veganer ist nicht gleich Veganer.
Da gibt es die Veganer aus ethischen Gründen, die nicht wollen, dass für ihre Nahrung Tiere ausgebeutet und getötet werden. Diese Sorte Veganer kann ich verstehen, die haben tatsächlich auch meine Hochachtung, denn ich könnte mir nicht vorstellen auf den Geschmack von Fleisch, Wurst und Käse zu verzichten. Geht gar nicht. Aber auch bei diesen ethischen Veganern gibt es verschiedene: Da sind die einen, denen es um ihr eigenes Gewissen geht und die anderen, denen es offenbar vor allem darum geht „besser“ zu sein als andere und die das auch schön ausbreiten. Letztere sind echt nervtötend und solche gibt es wahrlich nicht nur bei den Veganern. Es gibt immer Menschen, die glauben sie wären moralisch überlegen, weil sie in einem Bereich ihres Lebens besonders ethisch handeln, aber nicht gelten lassen, dass andere Menschen vielleicht in anderen Bereichen ethisch handeln. Die reduzieren die Frage, wie „moralisch gut“ ein Mensch ist alleine auf diesen einen Bereich, in dem sie sich selbst als besonders moralisch empfinden. Die argumentieren dann zwar oft, dass man ja schließlich nicht alles auf einmal ändern können und man doch irgendwo anfangen müsse, aber ihre persönliche Reihenfolge etwas zu ändern ist dann natürlich die einzig korrekte Reihenfolge. Logisch.
Und dann gibt es die selbsternannten Ernährungsexperten, die behaupten, dass vegane Ernährung automatisch gesünder und ausgewogener wäre, als jede andere Form der Ernährung. Auch das kann man glauben, wahr wird es aber dadurch nicht. Keine Form der Ernährung ist automatisch ausgewogene und gesund. Klar kann man sich auch vegan und ausgewogen ernähren, bestreitet doch auch keiner, aber das ist eben kein Selbstläufer. Das gilt für jede Form der Ernährung. Klar, es wäre toll und so schön einfach, wenn man nur noch auf einen bestimmten Aufkleber achten müsste beim Einkaufen und schon ernährt man sich ausgewogen. Funktioniert halt nicht. Obwohl die Werbung gerne anderes behauptet (zum Beispiel die aktuelle Edeka-Werbung mit dem seltsamen Attila). Aber die Werbung behauptet ja auch, es gäbe vegane Alternativen zu Fleisch, Wurst und Milchprodukten, die genau so wie das Original schmecken würden. Gefunden habe ich bislang keine und ich habe einiges versucht. Da gibt es durchaus einiges bei, was ganz gut schmeckt – aber eben nicht wie das Original. Nicht unbedingt schlecht, aber halt anders. Und wenn ich Lust auf den Geschmack von Fleisch habe… naja, dann esse ich eben Fleisch, weil nur Fleisch schmeckt wie Fleisch.
(Klar, Werbung lügt, nur dummerweise beteiligen sich viele Veganer an diesen Lügen ohne „Werbung“ auf der Stirn stehen zu haben.)
Lustig wird es aber immer dann, wenn Veganer auf andere treffen, die genauso pauschale Sprüche loslassen und das dann auch noch schön polemisch machen. So einer ist Udo Pollmer. Der Mensch ist Lebensmitteltechniker und hat ein echtes Händchen dafür, sich unbeliebt zu machen. Aktuell eben bei Veganern. Denn er schreibt schön polemisch gegen die Sprüche an, dass vegane Ernährung ja automatisch gesund und ausgewogen wäre. Klar, er übertreibt es dabei auch gerne, er sagt aber durchaus auch viele richtige Dinge. Ganz unabhängig von Veganismus ist ständige Aufgeregtheit und eine gehörige Portion Alarmismus in Sachen Ernährung ja schon immer üblich. Erinnert sich noch jemand an das böse Cholesterin, das dann doch nicht so böse war? Aus „einem Stück Lebenskraft“ wurde Fleisch dann irgendwann zum Killerlebensmittel. Es ist ein ewiges Hin und Her. Was heute noch als gesund empfohlen wird, ist mit ziemlicher Sicherheit morgen schon total falsch.
Was lernen wir daraus? Wenn die Fachgesellschaften ihre Empfehlungen alle paar Jahre ändern und sogar ins Gegenteil verkehren, geht es sichtlich nicht um eine gesündere Ernährung, sondern darum, die Öffentlichkeit mit immer neuen Parolen vor sich herzuscheuchen. Man könnte meinen: das sei ihr Kerngeschäff. Ein teures. Und: ein gefährliches. Doch wenn die Ernährung tatsächlich Folgen für die Gesundheit hat, dann sind falsche Empfehlungen schädlich. Dann wäre es für die Gesundheit der Bevölkerung besser, künftig einfach wegzuhören, wenn sich das BAG in Bern zu neuen Aktionen entschliesst. Falls die Ernährung aber kaum Auswirkungen hat, können wir den ganzen Mumpitz, die unsäglichen Ratschläge und teuren Programme zur Ernährungserziehung ebenso gut in die Tonne treten und für das Geld Strassenfeste mit Bratwürsten, Rösti und Freibier feiern. Wohl bekomm’s!
Wie gesagt, er erzählt auch gerne mal Quatsch und man ist sich da oft nicht so ganz sicher, ob er es absichtlich übertreibt oder ob er es ernst meint. Aber wehe man teilt mal einen Beitrag von ihm, in dem er sich über die angebliche Natürlichkeit von Soja„milch“ lustig macht. Endet garantiert in persönlichen Angriffen und letztlich in einer Blockade durch mindestens einen Veganer. Es reicht dazu Satz zu schreiben wie: „Unter den Menschen, die sich für moralisch überlegen halten, sind nun mal viele Veganer.“ Dummerweise lesen dann einige nicht, was da steht, sondern lesen so was wie „Veganer sind alle doof und halten sich für moralisch überlegen.“ Steht zwar nicht da, aber man kann ja ganz gerne mal irgendwas interpretieren und unterstellen. Irgendwie scheint bei vielen Veganern das Gefühl vorzuherrschen, sich gegen eine böse Mehrheit von Fleischfressern verteidigen zu müssen, die ihnen ans Leder will. Dabei gibt es doch nur wenige Gruppen, die derzeit so viel Aufwind haben. Inzwischen kommen selbst klassische Fleischproduzenten an und werfen ein veganes Ersatzprodukt nach dem anderen auf den Markt. So was würden die doch nicht tun, wenn Veganer eine kleine, verfolgte Minderheit wären.
Natürlich gibt es auch andere Veganer, die das ganze Thema sachlich sehen und mit denen man auch ganz sachlich darüber reden kann, dass es nun mal auf beiden Seiten extreme Positionen gibt, die unglaublichen Quatsch erzählen, gefühlt ist das aber eine kleine Minderheit. Wie gesagt, ist einfach ein hochemotionales Thema, es geht ja schließlich ums Essen und Essen ist für Menschen wichtiger als Sex. Da kommt man mit Fakten einfach nicht so gut an ;) Übrigens ein Fakt, den man sich mal merken sollte: Man kann sich vegan, gesund und ausgewogen ernähren – aber nur weil man sich vegan ernährt, ernährt man sich nicht automatisch gesund und ausgewogen.
Ach und ich werde mir jetzt was zu essen machen, ich weiss noch nicht, ob es vegan, vegetarisch oder mit Fleisch sein wird, ich schaue einfach mal, was da ist und was mich dann anlacht :)
Beitragsbild von Pixabay, CC0
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