So sieht dann also ein Leistungsschutzrecht aus, wenn eine Regierung total hohl dreht. In Spanien sollen also in Zukunft auch Urheberrechtsabgaben auf Links fällig werden. Oder wie Obelix es sagen würde: „Die spinnen, die Spanier!“.
Selbst kleinste Textschnipselzitate und eben Links sollen in Zukunft unter das Urheberrecht fallen und entsprechende Gebühren fällig werden. Unis sollen gleich mal pauschal 5 Euro pro Student zahlen. Und das schlimme daran:
Als „eine Pionierleistung für Europa“ sieht Spaniens Bildungsminister José Ignacio Wert die Verabschiedung.
Genau das befürchte ich: Diverse Lobbygruppen in der EU werden ähnliche Gesetze auch für den Rest Europas fordern – garantiert. Und dann wird kräftig kassiert, bei Suchmaschinen, bei sozialen Netzwerken, bei Bloggern… Warum nicht gleich eine Pauschalgebühr für jeden EU-Bürger? Sagen wir mal so 100 Euro im Jahr, als pauschaler Schadensersatz für Links, Privatkopien und auswendig gelernte Texte. Natürlich ohne damit ein entsprechendes Recht für die Bürger einzuführen, denn das wäre ja am Ende eine Art von Kulturflatrate und das geht ja gar nicht. Nee, das Kopieren und Verlinken muss schön illegal sein, der pauschale Schadensersatz darf schließlich nicht verhindern, dass die Unternehmen am Ende noch einen zusätzlichen individuellen Schadensersatz kassieren, wenn zum Beispiel so ein illegaler Linkring ausgehoben wird. Also so Menschen, die heimlich Links zu Pressetexten tauschen oder sie sich gar Vorlesen oder so…
Ich verstehe ja, dass es den Erzeugern und Verwerten nicht gefällt, wenn die eigenen Werke in großer Zahl – in Spanien angeblich 84% – ohne Lizenz konsumiert werden. Das tut weh, aber vielleicht hätte man sich mal ein paar Gedanken darüber machen sollen, welche Möglichkeiten es gibt, die legale Nutzung einfacher und attraktiver zu machen, statt ein Gesetz zu verabschieden, dass mehr Schaden anrichten wird als es bringen wird. Und der Schaden ist jetzt schon abzusehen.
Denn mal ehrlich: Wer saugt sich denn noch Musik illegal aus dem Netz, wenn man doch für ein paar Euro im Monat beinahe alles an veröffentlichter Musik jederzeit hören kann? Das ging doch schon mit iTunes los: Kaum war Musik einfach und günstig online zu kaufen, schon verloren die illegalen Quellen an Attraktivität. Ich kenne natürlich den spanischen Markt nicht wirklich, aber ich könnte mir vorstellen, dass es da noch eine Menge Potential gäbe.
Ach so ja, die Presseverlage, die jammern natürlich auch in Spanien. Für die ist es sicherlich etwas schwieriger, da sie dort wohl ähnlich wie in Deutschland in den letzten Jahren ihren ganzen Content kostenlos ins Netz geworfen haben und jetzt eben Probleme haben, ihren Lesern zu erklären, warum sie plötzlich Geld dafür haben wollen. Aber vielleicht sollten eben auch die Verlage einfach mal ein wenig experimentieren. Ein bisschen Mut auch mal neue Geschäftsmodelle auszuprobieren würde den Verlagen wahrscheinlich nicht schaden.
Aber nein, lieber jede Menge Geld in Lobbyarbeit für immer verrücktere Urheberrechtsgesetze stecken. Was mir aber wirklich Angst macht: Es wird noch schlimmer werden und die einzige Partei, die sich diesem ganzen Wahnsinn wirklich entgegen stellen wollte, ist zumindest in Deutschland mehr damit beschäftigt, sich selbst zu zerlegen und möglichst viele Mitglieder zu vergraulen. Schade…
Beitragsfoto: Mike Photoart, CC-Lizenz
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