SR knickt vor rechten Hetzern ein

Es ist kein Geheimnis, dass ich zu den Befürwortern des gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunks gehöre, auch wenn der Begriff „Rundfunk“ wohl nicht mehr ganz zeitgemäß ist – es passiert in der Richtung doch so einiges inzwischen online. Aber das ist auch gut und wichtig, dass es auch eine möglichst unabhängige mediale Grundversorgung mit Informationen im Netz gibt. Gar keine Frage. Natürlich gibt es sicher vieles, was in dem System nicht optimal läuft, darüber könnte man lange und breit diskutieren – aber darum geht es mir im Moment nicht.

Mir geht es auch nicht darum, dass ich ein Problem damit hätte, dass sich die Öffentlich-Rechtlichen auf Facebook, Twitter und anderen Plattformen tummeln, das gehört dazu, sollen sie machen – aber dann sollen sie es richtig machen! Und wie man es genau nicht richtig macht, das hat der Saarländische Rundfunk nun bei Facebook gezeigt. Im aktuellen bericht lief ein Beitrag über eine Demo in Saarbrücken für die Seenotrettung, dieser Beitrag ist auch weiterhin noch in der Mediathek abrufbar, soweit ist alles noch okay. Dieser Beitrag wurde auch bei Facebook über die Seite zur Sendung dort geteilt. Wenig überraschend an der Sache: In den Kommentaren tummelten sich irgendwann AfDer, Rassisten, rechte Hetzer und Fake-Profile entsprechender Netzwerke, die ihre Menschenfeindlichkeit, Beleidigungen und den ganzen anderen Mist absonderten, den sie eben so absondern. Kennt man, damit rechnet man bei entsprechenden Beiträgen, damit muss man rechnen bei entsprechenden Beiträgen.

Und wie reagiert man beim SR, zumindest bei den zuständigen Mitarbeitern für die Facebook-Seite der Sendung „aktueller bericht“ auf das Auftauchen der virtuellen, braunen Horden? So falsch, wie man nur reagieren kann:

Quelle: Aktionsbündnis BUNT statt BRAUN

Hallo zusammen. Leider hat sich unter diesem Video eine Diskussion entwickelt, die kaum noch zu moderieren ist. Viele diskutieren sachlich, viele aber leider auch nicht. Wir werden diesen Post daher gleich entfernen.

Statt also diejenigen konsequent zu löschen und ggf. zu blockieren, die beleidigen und hetzen, knickt man vor denen ein und löscht den Beitrag. Man killt jede sachliche Diskussion zu dem Beitrag, weil man nicht willens oder in der Lage ist, den braunen Hetzern Grenzen aufzuzeigen. Und die feiern sich natürlich nun für ihren Erfolg, den „Staatsfunk“, die „Lügenpresse“ in die Knie gezwungen zu haben. Einen größeren Gefallen konnte der SR dem Mob nicht machen. Und jetzt muss man doch mal fragen: Warum betreibt der SR ein Angebot auf Facebook, wenn man dort offensichtlich damit überfordert ist, dieses Angebot auch vernünftig zu moderieren? Ist ja nicht so, dass der SR eine kleine Klitsche wäre, man kann sich ja mal den Wirtschaftsplan vom letzten Jahr anschauen.

So viele Mitarbeiter, so viel Geld und man knickt vor rechten Hetzern im Netz ein und überlässt es diesen Hetzern zu entscheiden, welche Beiträge bei Facebook stehen bleiben und welche nicht. Und das ist sicher: Die werden jetzt nicht aufhören, im Gegenteil. Immerhin hat der SR ja jetzt gezeigt, dass man erfolgreich Inhalte von großen Seiten bei Facebook verdrängen kann, wenn man nur genug ? in die Kommentare haut.

Man kann dem Aktionsbündnis BUNT statt BRAUN nur zustimmen:

Darum danken wir dem SR ausdrücklich für den Beitrag im aktueller bericht. Aber eine öffentlich-rechtliche Sendeanstalt darf der kleinen lauten Gruppe digital organisierter Rechter nicht so nachgeben. Keine Debatte ist unmoderierbar. Es kann nicht sein, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk sich zum Spielball der Rechten macht, und löscht, was den Rechten nicht gefällt. Um das zu besprechen hat unser Sprecher um einen Gesprächstermin beim SR gebeten.

Ob es nun zu diesem Gesprächstermin kommt oder nicht, man denkt hoffentlich beim SR darüber nach, wie für die Zukunft sicher gestellt werden kann, dass solche Fehler nicht mehr passieren. Entweder bekommt man dort das Thema Moderation in den Griff oder man lässt es lieber bleiben mit Facebook-Auftritten. Das gesparte Geld kann man dafür dann in Inhalte investieren.

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