SOKO Chemnitz ?

Eine neue Aktion des Zentrums für Politische Schönheit und wieder einmal wird die Aktion diskutiert. Und das ist gut. Die Aktion selbst ist die Website „SOKO Chemnitz“ über die „Problemdeutsche“ und „Fahnenflüchtige“ identifiziert werden sollen, die wegen dem „Verdacht auf unerlaubte Entfernung von der Demokratie“ gesucht werden. Man könnte es einen Onlinepranger nennen, einen für Idioten, die bei rechtsextremen Demos mitlaufen und mitmachen. Oder auch eine „Onlinefahndung“. 

Selbstverständlich könnte man auch sagen, dass sich das ZPS hier den Methoden der Nazis bedient oder eben manchen einen Spiegel vorhält. Und unabhängig davon, dass ein solcher Pranger eher zweifelhaft und solche öffentlichen Fahndungen von Privatpersonen und nicht dazu berechtigten Organisationen komplett daneben sind, musste ich lachen, als ich so manche Diskussion zu dem Thema gelesen habe.

Erinnert sich noch jemand an die G20-Ausschreitungen? An die darauf folgenden „privaten Fahndungen“ durch Bild und willige Helfer, wie zum Beispiel der CDU Saar? Da wurde es vehement verteidigt, dass hier vermeintliche Straftäter in die Öffentlichkeit gezerrt und als Täter bezeichnet werden. Wie waren die Argumente? Ich versuche mich mal an einer Zusammenfassung der wichtigsten Punkte: Wer bei einer linksextremen Demo mitlaufe und sich nicht sofort beim geringsten Anzeichen von Ärger mehrere Kilometer entfernt, der hat eben Pech gehabt, der müsse sich die Straftaten auf so einer Demo eben zurechnen lassen. Und wenn so jemand dann doch unschuldig ist, na dann würde das schon ein Gericht feststellen – dummerweise halt erst nachdem derjenige schon durch die Öffentlichkeit gezerrt wurde.

Und nun argumentieren plötzlich auch Menschen, die „private Fahndungen“ nach vermeintlichen G20-Chaoten verteidigt haben, dass die Aktion SOKO Chemnitz ja ganz ganz böse wäre, denn wer lege denn fest, dass die dort Gesuchten auch wirklich Straftäter oder auch nur Verdächtige seien? Sei das nicht so eine Art Gesinnungspranger? Nazi-Methoden? Und hätten nicht auch Menschen mit widerlichen Gesinnungen ein Recht darauf, dass sie wegen ihrer widerlichen Gesinnung nicht diskriminiert würden? Vielleicht wären die ja nur friedlich bei der Demo mitgelaufen und hätten überhaupt nichts mit den rechtsextremen Chaoten zu tun. Ja wirklich, da fallen denen auf einmal Dinge wie Unschuldsvermutung oder Persönlichkeitsrechte ein. Also genau die Rechte, die man den vermeintlichen G20-Chaoten nicht zugestehen wollte.

Wahrscheinlich bin ich da nicht allein, wenn mir sofort das Känguru einfällt:

»Ein extrem wichtiges Thema. Ich sage Ihnen ganz ehrlich: Ob Links-oder Rechtsextremismus – da sehe ich keinen Unterschied.«
»Doch, doch«, ruft das Känguru laut dazwischen. »Es gibt einen Unterschied. Die einen zünden Ausländer an, die anderen Autos. Und Autos anzünden ist schlimmer. Denn es hätte mein Auto sein können. Ausländer besitze ich keine.«

Aus: Känguru-Chroniken(*), Marc-Uwe Kling

Solche Pranger und private Fahndungen sind einfach scheiße, braucht man nicht – das gilt aber eben nicht nur für solche Aktionen, sondern immer. Und es wäre doch schön, wenn die Empörung über regelmäßig bekannt gewordene Listen politischer Gegner der Rechtsextremen oder über die Hetzeprivate Fahndungen“ der Bild-Zeitung ähnlich groß wäre. Aber möglicherweise liegt es dann doch daran, dass Rechtsextreme keine Autos anzünden…

Update: Haha, die Auflösung der ganzen Aktion ist ja mal herrlich… auf einigen Seiten der Wutbürger wird schon diskutiert, ob man sicherheitshalber mal ein paar Kleinigkeiten zusammenpacken solle und ob eine Zahnbürste dazu gehört oder ob man die im Knast bekommen würde ?

Danke, liebe Nazis

6 Monate Gedanken, 3 Monate Recherche, 1 riesiges Team und am Ende nur eine Frage: Wer von Euch, liebe Nazis, war dabei. Mit 1.552 ermittelten Teilnehmerinnen und Teilnehmern konnten wir einen Großteil identifizieren. – Aber nicht alle.
Dann kam uns eine Idee…

Wäre es möglich, das bereits gewonnene Wissen als Waffe einzusetzen, um mit Eurer Hilfe an den Rest zu kommen? Wir arbeiteten mit Experten der Bilderkennung, künstlichen Intelligenz und Algorithmik. Und wir bauten eine Webseite mit einem einzigen Ziel: Ihr liefert uns Euer gesamtes Netzwerk selbst aus und zwar ohne es zu merken. Das wichtigste Element dieser Seite: die Suchfunktion. Über die Suche habt Ihr uns mehr mitgeteilt, als öffentlich zugängliche Quellen je verraten hätten.

www.soko-chemnitz.de

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