Klingt unlogisch? Ist es auch. Aber erst einmal zum Anfang. Im LWL-Museum Zeche Zollern gibt es seit März eine Ausstellung bzw. Ausstellungswerkstatt zum Kolonialismus unter dem Namen „Das ist kolonial“. Diese ist von Dienstag bis Sonntag zwischen 10 und 18 Uhr geöffnet. Das sind 48 Stunden jede Woche. Von diesen 48 Stunden sollen 4 Stunden jede Woche, immer am Samstag zwischen 10 und 14 Uhr als Safer Space reserviert werden:
Ein Safer Space ist ein geschützter Raum, in dem sich Menschen, die von Rassismus betroffen sind, vor weiteren (auch unbewussten) Diskriminierungen schützen können. Er ist ein Angebot für BIPoC und Schwarze Menschen, um sich zurückziehen und offen austauschen zu können. Für BIPoC sind solche sicheren Räume im Alltag sowie in musealen Räumen nur selten gegeben.
LWL-Museum Zeche Zollern
Es gibt dann noch eine ausführliche Erklärung dazu, in der nicht nur erklärt wird, was die Abkürzung BIPoC bedeutet, sondern auch was ein Safer Space ist und warum es diesen in der Ausstellungswerkstatt gibt. Und da steht auch der entscheidende Punkt:
Der Einlass in die Ausstellungswerkstatt wird nicht kontrolliert und funktioniert auf Vertrauensbasis. Wir danken allen Besucher:innen, dass sie diesen Safer Space durch ihre Mitwirkung möglich machen.
LWL-Museum Zeche Zollern
Also faktisch ist dieser Safer Space eine Bitte. Es wird nicht kontrolliert, niemand wird rausgeschmissen, es stehen keine Menschen an der Tür, die Menschen mit „zu heller Haut“ abweisen – er funktioniert (wenn er funktioniert) rein auf Vertrauensbasis.
So, damit wäre eigentlich alles gesagt. Der einzige Grund, sich hier über irgendwas zu ärgern oder aufzuregen wäre aus meiner Sicht die Tatsache, dass es heute immer noch geschützte Räume braucht für Menschen, die die „falsche“ Herkunft oder Hautfarbe haben.
Ich würde das hier kaum schreiben, wenn es nicht andere gäbe, die das ganz anders sehen: Seitens der sogenannten AfD und ihrer Sympathisant:innen wurde hier eine Kampagne gegen das Museum gestartet. Die Absurdität dieser Kampagne kann man kaum in Worte fassen. Da wird was von Diskriminierung und Rassismus gegen weiße Menschen erzählt oder noch dämlicher „gegen Deutsche“ – als gäbe es die deutsche Staatsbürgerschaft nur für weiße Menschen. Wobei letzteres wohl der Wunsch vieler aus der sogenannten AfD ist. Und so rennen nun unzählige Fans der sogenannten AfD mitsamt ihren Fakeaccounts und Bots durch die sozialen Medien und bejammern, wie schlimm sie doch durch diese Bitte einen Safer Space zu respektieren diskriminiert würden.
Die meisten dieser Trolle käme wohl im Leben nicht auf die Idee ein Museum zu besuchen und schon gar nicht eine Ausstellung zum Thema Kolonialismus. Aber großes Mimimi und Getöse, weil man ja angeblich so schlimm diskriminiert würde. Wie dumm oder bösartig (oder beides) muss man sein, um sich hinzustellen und die Bitte einen Safer Space für von Diskriminierung betroffene Menschen umzudichten zu einer Diskriminierung? Da wird das Grundgesetz – Artikel 3, Absatz 3 – zitiert und gleichzeitig ein dicker Haufen auf Artikel 1, Absatz 1, Satz 1 gesetzt:
Durch das Verhöhnen tatsächlicher Opfer von Diskriminierung und Rassismus wird deren Würde ganz massiv angegriffen. Aber es passt zur Gesamthaltung dieses – mir fällt kein anderer Begriff ein, der hier passend wäre – Rechtsaußen-Gesindels, das sich nur für drei Dinge interessiert: ICH! ICH! ICH!
Für alle normalen Menschen: Noch bis 15. Oktober läuft die Ausstellung und alleine schon, weil von rechtsaußen so heftig dagegen gehetzt wird, werde ich versuchen diese Zeit zu nutzen und nach Dortmund fahren, um sie zu besuchen.
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