Eigentlich sollte das ein Kommentar zu Christians Beitrag “Ende der Pauschalabgaben in Sicht?” werden. Es wurde dann doch etwas ausführlicher:
Es gibt kein Recht auf private Kopien urheberrechtlich geschützten Materials, nur das Fehlen eines Verbotes dieser Kopien. Für mich ist das ein wichtiger Unterschied.
Also diesen Spruch, es gäbe kein Recht auf private Kopien kann ich echt nicht mehr hören. Es ist auch nicht so, dass ein Verbot fehlen würde – die Privatkopie ist eine ausdrückliche Ausnahme vom allgemeinen Verbot zu kopieren. Dazu die Tatsache, dass wir alle für diese Ausnahme beim Kauf von Leermedien, Druckern, CD-Brennern etc. zur Kasse gebeten werden. Es ist also ausdrücklich vom Verbot ausgenommen und man bezahlt dafür und das seit über 30 Jahren – soll aber kein Recht des Konsumenten sein? Das passt nicht zusammen…
Bundesjustizministerin Frau Zypries sagte:
Die Privatkopie ist 1965 nur deshalb zugelassen worden, weil man die Urheber vor dem Kopieren nicht schützen konnte und ihnen über die Pauschalvergütung wenigstens einen finanziellen Ausgleich zukommen lassen wollte.
Ach ja: die privaten Kopien waren schon vor 1965 erlaubt – es ging bei der Diskussion um die Neufassung damals vor allem um eine neue technische Möglichkeit des Kopierens: Kassetten. Und die Privatkopie blieb vor allem erlaubt, weil ein Verbot nur mit massiven Eingriffen in die Privatsphäre der Bürger durchsetzbar gewesen wäre und es auch die Befürchtung gab, so ein Verbot würde zu privaten Bespitzelungen führen und dem Denunziantentum in Deutschland zu einem Revival verhelfen… Davor hat man heute wohl keine Angst mehr? Ich freue mich schon auf die neuen Zeiten – da steht dann die Urheberrechts-Polizei in meiner Wohnung und holt meine CD-Sammlung aus dem Keller, um sie mit der digitalen Kopie auf meiner Festplatte zu vergleichen? Und muss ich dann zu jedem Song, den ich nicht auf CD habe belegen, wann ich den vielleicht im iTMS gekauft oder von wem genau ich mir den kopiert habe? Gibt es dann Online-Formulare zum Anzeigen böser Musik-Kopierer aus der Nachbarschaft?
Ich fühle mich als Kunde der Musikindustrie echt verarscht. Die letzte Zählung ergab bei mir knapp über 2.000 gekaufte Musik-CDs (viel mehr als ich bisher selber geschätzt hatte) – die meisten davon hatte ich zuerst als Kopie auf Kassette und später CD, weil ich schon immer nur sehr selten CDs ungehört gekauft habe. Das soll jetzt also verboten werden. Hm, okay, bitte. Dann werde ich in Zukunft noch weniger CDs kaufen – ist ja nicht so, dass ich noch grossen Bedarf an neuen CDs hätte.
Warum? Ganz einfach: seit ich angefangen habe, meine CDs digital auf dem Rechner zu speichern und somit die ganzen Songs im ständigen Zugriff zu haben hat sich mein Hörverhalten stark verändert. Früher hatte ich maximal 5 CDs im CD-Wechsler, das war meistens eine Auswahl aus 20 oder 30 CDs aus dem “Bestand” und dazu die jeweils aktuellsten CDs. Ich weiss nicht mehr wie oft ich eine CD gesucht habe, weil ich eben gerade einen bestimmten Song hören wollte. Und heute habe ich jeden Song innerhalb von Sekunden gefunden, wenn ich ihn hören will. Und meine Festplatte ist wie ein gigantischer CD-Wechsler, in dem alle meine CDs Platz haben – und alte Songs, die man selten und auch lange nicht mehr gehört hat befriedigen das Bedürfnis mal was “neues” zu hören genau so gut, wie eine neue CD.
Ich kann dem Ganzen nur beipflichten. Wir sind die Melkkuh, der man jedes schon gekaufte Lied am besten nochmal auf einem anderen Medium andreht – wie bei vielen Platten, die ich mir nochmal auf CD gekauft habe. Dafür müssen wir uns dann noch ständig beschimpfen und bedrohen lassen und werden mit Kopierschutz gegängelt, dass die CDs nicht mal mehr im Auto abspielbar sind. Diese ganze Industrie kotzt mich an. Nichts leisten, schlechte Qualität machen und dann jammern. Ohne mich. Ich hör jetzt auch wieder viel Altes und geh manchmal noch in den iTunes Store, denn den finde ich fair aber ein Plattenladen hat mich schon seit Jahren nicht mehr gesehen.
[…] hat auf meinen Beitrag geantwortet und ich kann es nicht lassen, ich muss schon wieder meinen Senf dazu geben. Ich frage […]