Ich bin übrigens immer noch Charlie

Dieses Geschrei um die neuen Karikaturen von Charlie Hebdo ist ja irgendwie bezeichnend: So lange Charlie Hebdo böse Karikaturen von Mohammed veröffentlicht hat, war es prima. Aber wehe dort erscheinen böse Karikaturen, die uns selbst treffen und mal nicht irgendjemand anders, dann ist aber ganz schnell vorbei mit der Solidarität. Nein, ich finde die Karikaturen mit dem toten Aylan absolut nicht witzig, aber schon mal daran gedacht, dass Satire nicht witzig sein soll? Satire soll weh tun, weil sie trifft und ja, die beiden Karikaturen treffen halt zielgenau unseren fetten Arsch (und ja, ich nehme mich da nicht aus).

Ehrlich Leute, jeden Tag sterben Kinder. Überall auf der Welt. Auf der Flucht vor Krieg. Im Krieg. Viel zu oft als Kämpfer in einem Krieg. Sie werden getötet. Sie verhungern. Sterben in irgendwelchen Fabriken in Staaten, in denen Produkte für uns in Kinderarbeit entstehen. Sie sterben wegen fehlender medizinischer Versorgung. Jeden Tag. Überall auf der Welt. Ständig.

Und wen von uns interessiert es? Ehrlich, wie oft an einem Tag denken wir an die Menschen – egal ob Kinder oder Erwachsene – die jeden Tag sterben, weil wir es nicht verhindern? Die sterben, weil deutsche Waffenhersteller ihre Produkte in alle Welt verkaufen. Die sterben, weil sie nichts zu essen haben, während wir hier unfassbare Mengen an Lebensmitteln weg schmeissen. Die sterben, weil wir die europäischen Grenzen dicht machen. Die sterben, weil wir unbedingt T-Shirts für 1,79 Euro tragen müssen ohne uns Gedanken darüber zu machen, wo die her kommen.

Ja, Aylan ist tot und das Foto des toten Kindes hat bei vielen (endlich) dazu geführt, sich endlich mal wirklich Gedanken darüber zu machen, dass die „Flüchtlingswellen“ eben aus einzelnen Menschen bestehen. Ja, das stimmt. Aber verwendet den Jungen jetzt nicht als Vorwand gegen ein paar Satiriker, weil die mit diesen Karikaturen unsere fetten Wohlstandsärsche angepiekst haben! Denkt verdammt noch mal darüber nach, wie viele Kinder jeden Tag sterben, obwohl wir die Möglichkeit hätten das zu verhindern.

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