Heiteres Zitate würfeln bei der Saarbrücker Zeitung? [Update]

Die Saarbrücker Zeitung gehört zum „Qualitätsjournalismus“, schließlich drucken die ihr Zeug auf Papier. Oder gab es da noch andere Kriterien für „Qualität“? Dort anscheinend nicht, wenn man Michael Hilberer glauben mag – und ich halte ihn durchaus für glaubwürdig – dann scheint man bei der SZ auch mal ein Zitate auszuwürfeln. Frei nach dem Motto „Wir brauchen noch jemanden, der irgendwas dagegen sagt, also wem legen wir das in den Mund?“.

Konkret geht es um diesen Artikel zum Thema Flüchtlingspolitik. Am Ende des Artikels ist folgendes zu lesen:

Während Michael Neyses von den Grünen im Saar-Landtag im Anschluss die „genaue Einzelfallbetrachtung“ in Frankreich lobt, erscheint Michael Hilberer von den Piraten die Abschiebepraxis „nicht restriktiv genug“.

Bitte was soll Hille gesagt haben? Kann ich kaum glauben. Er selbst schien ähnlich überrascht, zumindest glaube ich das aus seinem Facebook-Posting so ein wenig heraus lesen zu können:

Falschdarstellung in der Saarbrücker Zeitung – keine Änderung unserer liberalen Flüchtlingspolitik!
Falls sich die eine oder der andere beim Lesen der Saarbrücker Zeitung gewundert hat, da stand:
„Während Michael Neyses von den Grünen im Saar-Landtag im Anschluss die „genaue Einzelfallbetrachtung“ in Frankreich lobt, erscheint Michael Hilberer von den Piraten die Abschiebepraxis „nicht restriktiv genug“. “
Ich habe weder mit dem Reporter vor Ort gesprochen, noch diese hinrissige Aussage getätigt. Unsere restriktive Asylgesetzgebung bleibt für mich das Integrationshindernis Nummer eins.

Ich dachte dann mal so, man könne ja bei der Saarbrücker Zeitung mal nachfragen, also gleich mal einen Kommentar zu diesem Artikel geschrieben. Nach dem Absenden stand dort, dass der Kommentar in der Moderation liegen und auf die Freigabe durch die Redaktion warten würde. Das stand da so ungefähr 8-10 Minuten lang, dann war dieser Hinweis weg. Wahrscheinlich hat da ein Praktikant nur aus Versehen beim Moderieren den falschen Button geklickt oder so. Schließlich würde ein qualitätsjournalistisches Medium wie die Saarbrücker Zeitung niemals Kommentare löschen, die Fragen zu möglichen Fehlern in ihren Artikeln stellen. Nein, das würden die sicher niemals machen. War ganz sicher nur wegen dem Link zu Hilles Posting, Links sind ja in den Kommentarbereichen (und nicht nur dort) von selbsternannten Qualitätsmedien pfuibäh oder so.

Mal schauen, ob man irgendwann erfährt, wie es zu diesem Zitat in der SZ kam: Vom Redakteur ausgewürfelt, ein Missverständnis oder ein Hille-Double von der NPD… wer weiß…

Update: Inzwischen hat die SZ das fragliche Zitat aus dem Online-Artikel gelöscht und auch mein verschwundener Kommentar ist nach meiner Nachfrage plötzlich wieder aufgetaucht. Was es nicht gab: Eine Information zu dem geänderten Absatz für die Leser oder eine Antwort auf die Frage, woher dieses Zitat nun gekommen sein soll. Um genau zu sein, hat die SZ gar nichts gesagt, einfach nur geändert. Ob auch Mitarbeiter der SZ ausgeschwärmt und den Artikel in den gedruckten Zeitungen beim Leser noch nachträglich geändert hat? Glaube ich eher kaum… Zumindest online wäre ein Hinweis auf die nachträgliche Änderung und den Grund dafür ganz nett für die Leser. So Transparenz und so.

Beitragsfoto: Michael Hilberer, Pressefoto
Foto von Dr. Andrea Jaeckel-Dobschat, Lizenz: CC-BY-SA

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