In Sachen Comics hatte ich tatsächlich nicht so oft Kontakt zur Doom Patrol. Bis auf Batman hatte ich in den letzten Jahren Comic-Lesens auch nur sehr wenig mit dem DC-Universum am Hut. Das gefühlt jährliche Einreissen und Neustarten des ganzen Multiversums wurde mir auf Dauer zu anstrengend und so war es in Sachen Superhelden Marvel, die etwa 90% meines Comic-Konsums abdeckten.
Und wenn es dann um Filme und Serien ging, dann lag Marvel auch vorne. Vor Wonder Woman war der schlechteste Marvel-Film für meinen Geschmack immer noch besser als das Beste, was das DC-Universum filmisch zu bieten hatte. Und auch die DC-Serien wirkten auf mich immer ein wenig mehr wie Seifenopern mit Strumpfhosen ??♂️ Alles eine Frage des Geschmacks…
Doom Patrol ist anders. Das fängt schon damit an, dass das Team eigentlich gar kein Team sein will. Für Superhelden halten sie sich selbst auch nicht und es käme wohl auch keiner auf die Idee, sie für welche zu halten. Die Ausnahme ist nur Cyborg, der schon einen klaren Karriereplan hat, mit dem Ziel in die Justice League zu kommen.
Und die Serie ist nun auch nicht unbedingt das, was man von einer Superheldenserie erwarten würde, egal ob man sie mit bisherigen DC- oder Marvel-Serien vergleicht. Wer die Serie noch nicht gesehen hat und sich den Spaß nicht durch Spoiler verderben lassen will, der kann ja gleich rüber zu Amazon Prime(*) springen und selbst schauen. So viel kann ich verraten: Es lohnt sich! Alle anderen lesen einfach weiter.
Dass sich die Figuren eines Comics der Tatsache bewusst sind, dass sie Figuren eines Comics sind, ist ja spätestens seit Deadpool ein alter Hut. In dieser Serie ist es der Bösewicht – Mr. Nobody – der sich dessen von Anfang an bewusst ist und daher gleich mal die Rolle der Erzählers übernimmt. Relativ viel Zeit wird auch den Entstehungsgeschichten der Helden und des Schurken gewidmet. Wobei in der Serie aber noch sehr viele sehr interessante Gestalten auftauchen – als wäre die Doom Patrol selbst nicht seltsam genug:
Elasti-Woman, eine frühere Schauspielerin, die ihren Körper in eine Art Fleischgelatine zerfliessen lassen kann, wobei sie diese Kraft – vor allem anfangs – nicht immer unter Kontrolle hat. Gerade wenn sie emotional aufgewühlt ist, zerfliesst sie unkontrolliert.
„Crazy“ Jane, ist eine von 64 Persönlichkeiten im Körper von Kay Challis und jede dieser Persönlichkeiten hat eigene Kräfte und einen ganz eigenen Charakter. Den Wechsel zwischen den Persönlichkeiten kann sie nicht immer kontrollieren, was manchmal enorm unpraktisch ist.
Negative Man/Larry Trainor war Air Force Pilot und geriet bei einem Testflug in eine Energiewolke. Seitdem trägt er ständig Bandagen gegen die starke radioaktive Strahlung, die von ihm ausgeht, außerdem hat sich in seinem Körper ein Energiewesen breit gemacht, das ihn am Leben erhält. Das Wesen kann seinen Körper auch verlassen, dann verliert er aber das Bewusstsein, was die Kommunikation noch schwerer macht, als sie es mit einer fremden Lebensform sowieso schon ist.
Robotman ist das Hirn des Rennfahrers Cliff Steele in einem recht altmodischen Roboter. Für jemanden, der eigentlich gar nichts mehr fühlt kann er ziemlich emotional reagieren – vor allem, wenn sich eine Ratte durch seinen Körper frisst oder wenn er gegen Nazis kämpft.
Cyborg wiederum dürfte relativ bekannt sein, es ist aber nicht die Version von Cyborg aus dem Film Justice League. Sein Dasein verdankt er einem durch ihn verschuldeten Laborunfall, den seine Mutter nicht überlebt hat. Ihn konnte sein Vater retten, indem er ihn durch reichlich Metall und ein Computerprogramm namens GRID zu Cyborg machte.
Diese Truppe macht sich nun auf die Suche nach dem Gründer der Doom Patrol, Niles Caulder (The Chief), der von Mr. Nobody entführt wurde. Auf dem Weg erfährt man einiges über die Figuren und ihre Vergangenheit und lernt dabei teilweise noch viel seltsamere Wesen kennen.
Mein Favorit ist dabei Danny. Danny ist ein/eine(?) genderqueere Straße mit der Fähigkeit sich überallhin zu teleportieren. Danny bietet eine Zuflucht für Außenseiter und Mitglieder verschiedener Randgruppen nicht nur aus der LGBT-Community. Auch Bartjäger findet im Verlauf der Serie dort Unterschlupf. Bartjäger besitzt die Fähigkeit durch das Verspeisen der Barthaare eines Mannes mit ihm in Verbindung zu treten, ihn zu finden und auch zu manipulieren. Klingt nicht nur ein bisschen eklig, ist es spätestens dann, wenn es um die Barthaare des Chiefs aus dem Waschbecken-Abfluss geht.
Sehr wichtig sind im Verlauf der Serie auch noch die Kakerlake Ezekiel, die auf ein Ende der Welt hofft und dieses mit einem langen Monolog feiert als das Auge des Decreator am Himmel erscheint, um die Welt auszulöschen. Zu seinem Pech erscheint dann aber das Auge des Recreators ebenfalls am Himmel und der ganze Weltuntergang wird mit einem gewaltigen Schielen abgesagt. Das zu sehen ist deutlich amüsanter, als es zu lesen ?
Ezekiels Partner ist die Ratte Admiral Whiskers, der sich an der Doom Patrol für den Tod seiner Mutter rächen will, die unter den Bus der Gruppe geraten ist. Er frisst sich in einer Folge auch recht erfolgreich durch Robotman.
Und nicht zu vergessen: Flex Mentallo, der durch das Anspannen seiner Muskeln irgendwie alles machen kann, er muss eben nur die richtigen Muskeln anspannen. Zumindest fast alles kann er mit seinen Muskeln – ein Orgasmus für Robotman schafft aber auch Flex Mentallo nicht (und Robotman täuscht den auch nicht besonders überzeugend vor).
Wer es noch nicht gemerkt hat: Die Serie steckt voller Humor, von der schrägen, skurrilen Sorte, auch mal ein bisschen frivol. Die Truppe aus Antihelden (und ja, da gehört in dieser Serie auch Cyborg dazu) mit ihren ganzen Problemen auf ihrem Weg zu begleiten ein Team zu werden und die Welt und sich selbst zu retten ist großartige Unterhaltung. Glücklicherweise ist eine zweite Staffel bereits sicher, da steckt schließlich noch sehr viel Potential in dieser Superhelden-Selbsthilfegruppe.
Der Testzeitraum von Amazon Prime(*) reicht übrigens locker für die Serie ?
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