Persönlich hatte ich bislang das Glück nicht auf Arbeitslosengeld II, auch Hartz IV genannt, angewiesen zu sein. Jedoch kenne ich Menschen, die darauf angewiesen waren oder sind und hatte dadurch das zweifelhafte Vergnügen dieses System ein wenig näher kennenzulernen. Am schlimmsten an diesem System sind meiner Meinung nach die Sanktionen in Kombination mit idiotischen Maßnahmen, zu denen man gezwungen wird.
Was bringt einem Über-50-jährigen das siebte Bewerbungstraining, wenn er in schöner Regelmäßigkeit Absagen erhält, einfach weil er potentiellen Arbeitgebern zu alt ist? Oder wenn es gar keine Jobs gibt, auf die er sich bewerben könnte? Aber über Sinn und Unsinn solcher Maßnahmen scheint man in den Jobcentern nicht nachzudenken. Klar, meine Erfahrungen sind nicht repräsentativ, aber wenn ich sehe, dass kein einziger von denen, die zeitweise auf ALGII angewiesen waren, einen Job von der Agentur vermittelt bekommen hat. Alle haben sie ihre Jobs selbst gefunden. Und dann gibt es die Sanktionen. Da wird Geld abgezogen, wenn man sich nicht an bestimmte Anweisungen und Vorgaben halten kann oder will. Ob die Anweisungen oder Vorgaben sinnvoll sind oder nicht ist keine Frage und auch wird nicht geklärt, ob sie überhaupt rechtmäßig sind, das Geld wird abgezogen. Zwar kann man sich dagegen – noch – juristisch wehren, aber das Geld fehlt natürlich erst einmal. Das Geld, welches vom Existenzminimum abgezogen wird. Denn nichts anderes ist HartzIV: das Existenzminimum. Wenn man davon etwas abzieht, dann bleibt weniger, als mindestens zum Leben benötigt wird!
Dagegen möchte Sanktionsfrei etwas unternehmen und sammelt dazu Geld per Crowdfunding ein. Sollte man unterstützen und wenn es nur 5 Euro sind. Natürlich wäre ein echtes bedingungsloses Grundeinkommen besser, aber wenn auf dem Weg dahin zuerst die Situation von HartzIV-Empfängern verbessert wird, dann kann das auf keinen Fall schaden. Schaut es euch auf jeden Fall mal an und schaut, ob ihr euch nicht mit ein paar Euros daran beteiligen könnt und wollt. Woran genau?
Wir wollen, dass gegen jede Sanktion, die von einem Jobcenter verhängt wird, rechtlich vorgegangen wird. Dies tun wir auf drei Wegen: Durch Sanktionsvermeidung, Sanktionsabwehr und durch Überbrückungsdarlehen für sanktionierte Personen aus einem Solidarfonds.
Viele Sanktionen entstehen, weil die Betroffenen zu wenig über ihre Rechte informiert werden. Mit Sanktionsfrei.de entsteht ein kostenfreies Online-Portal, das den gesamten Briefverkehr mit dem Jobcenter – also alle notwendigen Formulare und alle Schreiben an das Jobcenter – online über den Browser abbildet. Die Plattform wird gleichzeitig mit kompetenter Rechtsberatung verknüpft. So passieren keine Fehler.
Mit Sanktionsfrei werden Pflicht-Bewerbungen zum Kinderspiel. Mit einem Knopfdruck werden passende Stellenanzeigen aus öffentlich zugänglichen Datenbanken gescannt und ein Bewerbungsschreiben vorbereitet.
Mit Sanktionsfrei muss auch niemand mehr allein zum Amt. Bestehende Unterstützungen wie Begleitungsservices zum Jobcenter und Selbsthilfe- und Beratungs-Netzwerke werden integriert.
Werden dennoch Sanktionen verhängt, dann bekämpfen wir sie konsequent durch Widerspruch und Klage. Bis zur Aufhebung der Sanktion füllen wir den Bedarf der Betroffenen aus einem Solidarfonds auf. Denn die Würde des Menschen ist sanktionsfrei!
Klingt für mich nach einem guten Plan, der jede Unterstützung verdient. 75.000€ sollen mindestens zusammen kommen, gut 20.000 sind es bereits und das Funding läuft noch 45 Tage. Übrigens läuft dort auch eine kleine Diskussion, weil der Ausgleich von Sanktionen aus dem Solidarfonds als zinsloses Darlehen gewährt werden soll, dies wäre keine Hilfe für die Betroffenen. Aber es geht nicht anders, denn wäre das Geld geschenkt, würde es direkt auf die HartzIV-Leistungen angerechnet und dann wäre es tatsächlich keine Hilfe. Als zinsloses Darlehen, welches erst zurück gezahlt werden muss, wenn das aufgrund einer Sanktion nicht bezahlte Geld nach der gerichtlichen Klärung dann doch ausgezahlt wird, ist den Betroffenen dagegen wirklich geholfen – so unlogisch das im ersten Moment klingt. Aber unlogisch ist verdammt viel an dem ganzen System – Sanktionsfrei wäre ein echter Schritt, dieses System zu korrigieren.
[…] um „Hartz IV sanktionsfrei“ zu machen. Ein großes Ziel für das noch Geld benötigt wird. Seit Mitte Februar ist die zugesagte Summe zwar schon von gut 20.000 auf fast 60.000 Euro angewachsen, es fehlt aber […]