Es gibt so viele Gründe, sich von Facebook zu verabschieden, es fällt schwer, die alle aufzuzählen. Es fängt ja schon mal bei den ganzen Datenlecks an, die teils beabsichtigt, teils unbeabsichtigt dafür gesorgt haben, dass halbwegs privat geglaubte Daten plötzlich eben nicht mal mehr halb so privat waren, wie man mal dachte. Aber natürlich muss einem das ja klar sein, dass wirklich private Daten auf einer Plattform wie Facebook einfach nichts verloren haben. Daher ist das eigentlich kein echter Grund.
Der Hauptgrund, warum ich Facebook immer weniger nutze, sind tatsächlich die vielen Gestalten dort mit viel Wut, aber wenig Hirn und noch weniger Empathie. Klar, ich könnte aufhören die Kommentare unter Beiträgen zu lesen, in denen es irgendwie um Geflüchtete, die SPD, die EU, Merkel, Bier- oder Spritpreise oder irgendein anderes Thema geht, dass die tobenden Wütbürgerlein gerade auf die Palme treibt. Und ich könnte mir auch immer wieder sagen, dass die zwar „laut“ sein mögen, aber trotzdem eine Minderheit. Und ich weiß schon nicht mehr, wie oft ich mir selbst sagen musste: „Er meint es nicht so, er hat das jetzt mal aus dem Frust heraus geteilt, eigentlich hat er mit Rechtspopulisten nichts am Hut“. Ich habe echt keinen Bock mehr auf den Mist.
Klar, nirgends ist nur Ponyschlecken und Zuckerhof, überall wird gepöbelt und das alles. Und hin und wieder ist es ja auch ganz witzig sich mit ein paar geistigen Tieffliegern verbal zu duellieren und mit nicht ganz so tief fliegenden Haare zu spalten. Aber irgendwann ist es nur noch… bähhh… Gibt es so was wie einen Facebook-Burn-Out? Möglicherweise. In den letzten Wochen habe ich auf Facebook mehr Dinge nicht geschrieben als geschrieben. Unzählige Male war ich kurz davor einen Kommentar anzufangen und habe es dann doch sein lassen. Weil ja am Ende doch klar war, was darauf folgen würde.
Der Hinweis auf den Rechtsstaat, dass ein Verdächtiger eben ein Verdächtiger und kein Täter ist, die Frage, ob es denn wirklich sein müsse, anderen Menschen das Mensch-Sein absprechen zu wollen, die Erklärung, dass Rassismus eben Rassismus und keine Meinung ist und was weiß ich. Interessiert ja doch kaum jemanden. Man darf sich dann „Bahnhofsklatscher“ nennen lassen oder wird aufgefordert doch „wieder Teddys schmeissen“ zu gehen. Fakten interessieren nicht. Weniger Kriminalität? Das läge nur daran, weil die Merkel die Statistiken fälschen lässt. Wahrscheinlich in Bielefeld. Schließlich wisse man es doch selbst am besten, man laufe ja quasi täglich durch das „Kriegsgebiet Fußgängerzone“. Das ist jener blutgetränkte Teil in jeder deutschen Stadt und auf jedem Dorf, in dem Mord, Totschlag und Massenvergewaltigungen durch Migranten praktisch minütlich passieren… wenn man sich dann noch anschaut, woher die Menschen kommen (wollen), die so was schreiben, dann stellt man fest, dass kriminelle Migranten irgendwie nach einem homöopathischen System zu funktionieren scheinen: Je weniger Migranten in einer Gegend leben, desto schlimmer die Horrorgeschichten von den Horden einfallender Massenvergewaltiger.
Es ist immer schwieriger zwischen pseudointellektuellen Sprüchen in Fotoform, geklauten Tweets, rechtspopulistischer Kackscheiße, Hinweisen auf rechtspopulistische Kackscheiße und DSGVO-Gejammer noch die wirklich interessanten Beiträge zu finden: Katzenvideos, wirklich lustige Witze (Nein, „Was machen Social Media Manager jetzt, wenn Facebook jetzt illegal ist? – Endlich was arbeiten!“, war schon beim ersten Mal höchsten semilustig)… Ein Algorithmus, der mit schöner Regelmäßigkeit immer wieder die gleichen Beiträge anzeigt, die mich auch nach dem siebten Mal nicht interessieren, tut sein übriges dazu, dass mir die Idee eines privaten Facebook-Verzichts immer besser gefällt.
Die Menschen, die mich erreichen wollen, können das auch abseits von Facebook (wenn sie denn wollen) – und alle anderen müssen eben im Zweifel ein wenig warten, bis ich mal wieder Facebook besuche. Push-Benachrichtigungen aus und fertig. Dann habe ich vielleicht auch wieder Zeit für Lego, Bücher, Netflix, Bloggen…
Hallo Carsten, mir geht es ähnlich mit Facebook. Der wirklich interessante und tiefgreifende, manchmal auch lustige Content sowie der weitgehend ruhige Interessen- und Meinungsaustausch unter gleichgesinnten ist in meiner Timeline auch komplett untergegangen. Habe meinen Account vor einigen Wochen sogar gänzlich gelöscht. Die wichtigen Menschen, mit denen ich kommuniziere, haben meine Handynummer oder wissen wo ich wohne. Daher fehlt mir ehrlich gesagt nichts.
Freue mich, nicht der einzige zu sein, der Facebook langsam den Rücken kehrt.
LG, Sebastian
Ich bin voll deiner Meinung. Ich habe auch vor Kurzem meinen Instagram Account zu meinem Blog gelöscht. Finde ich auch irgendwie schade, aber die ganzen Hater, auch wenn es nur vereinzelte sind, ziehen einen dann immer so runter. Auch wenn man bei anderen Beiträgen solche unlogischen Hassereinen liest. Und auch das ständige Vergleichen untereinander… Und wenn man mal Insta hat, scrollt man eben immer automatisch auch mal durch… Öfter auch länger mal. Ich hab mir irgendwann gesagt „ich muss mir das nicht geben“, außerdem verliert man wertvolle Lebenszeit bei sowas. Ich hatte mir auch noch überlegt so etwas wie ein Abschiedsschreiben mit den Gründen etc zu veröffentlichen. Aber das hätte mich dann auch wieder zum „Schuldigen“ gemacht. Also hab ich den account von heute auf morgen einfach mal gelöscht. Es tat sooooo gut! Ohne kommentare ohne meinungen. Einfsch aus! :)
Facebook habe ich zwar noch, aber da logge ich mich nur ab und an auf dem Computer ein und nicht am handy. Daher bin ich damit nicht so oft konfrontiert. ;)
LG Julia