So heisst es dann wohl, wenn man die Piratenpartei verlässt, oder? Ohne viel Text zu den Gründen, einfach so. Der ganze Kram rund um die Äußerungen von „Aaron“ Koenig war übrigens nur der berühmte letzte Tropfen. Ich will einfach nicht Mitglied einer Partei sein, die sich nicht klar, unmissverständlich und ohne jedes „Wenn“ und „Aber“ gegen Rechtsextremismus, Fremden- und andere Arten von Anderenfeindlichkeit stellt.
Und dieses „nicht links, nicht rechts, sondern vorne“-Geschwafel kotzt mich inzwischen ziemlich an. Wenn argumentiert wird, dass die PP nicht mit zu einer Demo gegen eine NPD-Kundgebung aufrufen dürfe, da die PP ja schließlich nicht links sei und überhaupt die NPD ja nicht verboten sei und überhaupt: Meinungsfreiheit und so. So eine Meinungsfreiheit mag ich nicht haben, ich mag eine Meinungsfreiheit haben, in der man anderen Meinungen – vor allem, wenn es sich um idiotische und menschenverachtende handelt – auch widersprechen kann. Und wie sieht es dann eigentlich mit Demos gegen CDU-Gesetzesvorhaben und Flashmobs bei CDU-Wahlkampfveranstaltungen aus? Hey, die CDU ist doch auch nicht verboten? Aber wahrscheinlich bin ich einfach nicht weit genug vorne für diese Logik.
Ja, sehr viele Forderungen der Piratenpartei kann ich weiterhin uneingeschränkt unterstützen – aber nicht mehr uneingeschränkt die Piratenpartei. Würde mich freuen, wenn sich das irgendwann ändern würde. Es gibt ja Hoffnung: die Piratenpartei hat (noch?) Mitglieder, die sich darum bemühen und hoffentlich mehr Zeit und Geduld für dieses Vorhaben mitbringen als ich.
Und weil es gerade passt: lest auch mal bei Spreeblick vorbei, falls Ihr das nicht sowieso macht…
Update: Auch unbedingt lesen!
Aus ähnlichen Gründen – die niedersächsischen Piraten lehnten eine Anti-Rechts-Resolution ab und ersetzten sie durch ein Wischi-Waschi-Papier – bin ich vor ein paar Wochen noch während des Parteitags ausgetreten.
Die PP und die Ideen die für die sie steht wird m. E. nicht durch eine einzelne Person unwählbar, die eine ungenehme Position vertritt.
Mir sind solch flache Meinungen auch suspekt. Wörtlich gelebter Islam ist ebenso wider die Freiheit und vieles andere wie christlicher Fundamentalismus. Man kann mit Zitaten aus dem Alten Testament abstimmen lassen, ob die Kirchen abgerissen werden sollen.
Aber.
Jede neue Bewegung, die bis zu einem „Durchbruch“ doch nur von Hobbyisten am Leben erhalten wird wird von Sektierern gern eingenommen. Erinnert jemand die Grünen an die Pädophilen, die 1980 die Partei benutzen wollten um ihre Neigungen zu legalisieren? Nein.
Erst seit den letzten Wahlen bekommt die PP überhaupt Zuschüsse um sich zu professionalisieren, das darf man nicht vergessen.
Daher meine ich dass die persönliche Einlassung eines Einzelnen – auch führenden – in seinem persönlichen Blog nicht zur Ächtung seiner Partei oder deren Idee führen kann oder darf.
Was wären denn die Alternativen?
Die Linke? Voller StaSi! (siehe Brandenburg)
Grüne? „Schwer Pädokriminelle“ die dennoch meist für Zensur stimmten.
SPD? Agenda 2010 Fanboys mit eingebautem Schäuble-Abnicker.
CDU? Heil! So schlecht war das doch nicht damals. Denk mal an die Autobahn. Geldköfferchen sind auch gern gesehen.
Ich bleibe dabei. Bei der PP und dabei dass ich für „Aarons“ Geschwurbel notfalls wieder auf die Strasse ginge und ihm persönlich trotzdem gern den Kopf waschen würde.
Kurze Info: Freischaltung geht nicht, gemailter Link bringt Fehlermeldung.
@Maschinist
Hast Du überhaupt gelesen, was ich oben geschrieben habe? Aaron Koenig, sein Geschreibsel und der Applaus, den er dafür eben nicht nur von weit bis sehr weit rechts, sondern eben auch von Mitgliedern der PP bekommen hat waren nur der berühmte letzte Tropfen… Und selbst wenn: die „persönliche Einlassung“ eines Vorstandsmitglieds einer Partei wird in der Öffentlichkeit eben nicht nur als „persönliche Einlassung“ wahr genommen. Aber wie gesagt: nur der Tropfen…
Und in Sachen Freischaltung: das geht erst, wenn Dein Kommentar freigeschaltet wurde…
@dobschat
Ich hab es gelesen, sonst hätte ich doch keinen Kommentar geschrieben.
Geschrieben hat der gute Mann seine Sülze nunmal in seinem eigenen, persönlichen Blog – nicht in einer PP-Veröffentlichung. In der Transparenz ist es nunmal notwendig zu differenzieren.
Ich mache meine eigene und persönliche Meinung nicht von der Wirkung auf andere abhängig. Die würde ich dann eher ändern wollen. Ich wollte schlicht zum Diskurs zu Ihrem Artikel beitragen.
Und in Sachen Freischaltung: Die eMail mit dem Link kam nunmal schon vorher und ich wollte Sie lediglich auf eine mögliche Fehlfunktion hinweisen.
@Maschinist
Wie schon oben geschrieben: „Aaron“ war nur der letzte Tropfen – was mir grundsätzlich fehlt (siehe oben) ist eine klare, unmissverständliche und relativierungsfreie Positionierung der Piratenpartei gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit. Punkt. Und dieses „der wörtlich ausgelegte Islam ist aber böse“ oder „in Saudi-Arabien dürfen auch keine Kirchen gebaut werden“ oder „aber die NPD ist doch nicht verboten und wir haben Meinungsfreiheit“ sind mit einer klaren Position nicht vereinbar – zumindest mit keiner gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit. Man kann darüber streiten, ob es in Ordnung ist, mit einer Zeitung wie der Jungen Freiheit zu sprechen (halte ich für nicht klug, aber meinetwegen, kommt schließlich darauf an, was man sagt und nicht unbedingt wem), man kann aber nicht darüber streiten, dass es einen Widerspruch gibt zwischen einer klaren Position und der von „Aaron“ verlinkten und empfohlenen „Zitatsammlung“ (offenbar ist ihm das ganz still und heimlich auch selbst aufgefallen).
Und überhaupt: Es ist für die Frage, ob wir gegenüber Muslimen, die hier bei uns leben, tolerant sind und ihnen die gleichen Rechte zugestehen wie allen anderen, schlicht und ergreifend unerheblich, wie sich andere Muslime, in anderen Ländern gegenüber anderen Christen verhalten. Es geht um das Zusammenleben hier bei uns und ich bekomme das Kotzen wenn Mitglieder der Piraten anfangen zu argumentieren, die Forderung nach der Einschränkungen der Religionsfreiheit für Anhänger einer Religion bei uns wäre wegen irgendwelcher Einschränkungen für Christen in anderen Ländern gerechtfertigt.
Und zum Thema „persönliche Meinung“ eines Vorstandsmitglieds: sobald es um politische Ansichten geht, gibt es für Mandats- und Amtsträger einer Partei keine „persönliche Meinung“ mehr. Mandats- und Amtsträger sprechen immer auch für die Partei, der sie angehören oder aber zumindest für die Mitglieder dieser Partei, die sie in ihre Amt oder auf die Kandidatenliste für ihr Mandat gewählt haben. Ob einem das gefällt oder nicht – es ist so. Deswegen muss keiner seine Meinung ändern, aber als Amts- oder Mandatsträger einer Partei muss man sich der Wirkung der eigenen Aussagen nun mal bewusst sein. Und „Aaron“ hat nun mehrfach bewiesen, dass er damit nicht umgehen kann und er scheint auch vollkommen lernresistent zu sein.
Ach und weil die Frage sicher kommt: die Entscheidung in der Schweiz ist für mich ein Unding. Die hätten gerne entscheiden dürfen, dass grundsätzlich keine religiösen Turmbauten mehr erlaubt sein sollen, aber das nur einseitig einer Religionsgemeinschaft zu verbieten ist diskriminierend. Punkt.
@dobschat
“der wörtlich ausgelegte Islam ist aber böse” habe ich nicht behauptet. Er ist genau so krude wie der ebenso ausgelegte Alttestatemtarismus. Als Atheist verteidige ich keine Religion aber ich gönne jedem Mormonen seine Lebensweise insofern er sie aus freien Stücken gewählt hat.
Wer was in Saudi-Arabien bauen darf kann ich nicht beeinflussen, aber auch für die NPD-Heinis würde ich auf die Strasse gehen. Entweder sind sie legitimiert oder nicht. Mal ganz abgesehen davon dass dieser ewige Eiertanz um sie ihnen nur noch mehr Märtyrer-Potenzial gibt – es entscheidet das Bundesverfassungsgericht.
Man kann sehr wohl darüber streiten ob die Meinung eines Einzelnen automatisch für die Gesamtheit spricht. Dann hätte die – „Versprochen – Gehalten!“ – FDP (Die ich ganz vergessen hatte) dafür gesorgt dass unsere Kontodaten nicht in die ganze Welt verschifft werden. Frau Justizministerin hätte noch vor Herrn Jung zurücktreten müssen um etwas an Kontinuität durchscheinen zu lassen.
Ich habe niemals darauf verwiesen dass es Christen in muslimischen Ländern schlecht ergeht oder das andernorts keine Kirchen gebaut werden dürfen. Ich wäre Ihnen daher sehr dankbar wenn Sie mich nicht in einen Topf mit allen werfen die sich auf anderer Ebene mit Ihnen austauschen.
Und zum Thema „persönliche Meinung“: Glauben Sie wirklich alle CDU-Abgeordneten seien nicht schwul oder verheiratet und ohne Affären? Glauben Sie wirklich jeder einzelne Vertreter muss gänzlich mit seiner Partei übereinstimmen? Dann gäbe es wohl 80 Mio. Parteien.
Ich kann die Schweizer Abstimmung nun mal nicht ändern. Ich bin Deutscher. Aber ich muss sie doch zur Kenntnis nehmen, sie ist offiziell beglaubigt.
„Aaron“ wird abgewählt und gut, sobald er wieder zur Wahl steht und sich nicht wider die Verfassung oder der Parteistatuten verhalten hat.
Das passt nicht jedem und stösst vielen auf, aber so ist nun mal abgestimmt und beschlossen.
Für die NPD? Niemals… Ich nehme in Kauf, dass auch die NPD von Freiheiten profitiert, die es gibt, aber ich würde niemals für die NPD auf die Strasse gehen. Für Meinungsfreiheit, gegen Zensur und was weiss ich – aber nicht für die NPD.
Nö, es ist einfach so – so ist die Wahrnehmung „da draussen“ und damit muss man umgehen oder man lässt es bleiben.
Hätte müssen, ist sie aber nicht – und die Folge? Die ganze FDP gilt mal wieder als Umfallerpartei.
Habe ich behauptet, dass es Zitate von Dir wären? Nein, ich habe nur geschrieben, was für Aussagen mit dazu geführt haben, dass ich ausgetreten bin.
Nein, habe ich auch nicht behauptet. Bitte einfach mal lesen, was ich geschrieben habe.
Nein, auch das nicht – aber gewisse Grundsätze müssen übereinstimmen. Und einer meiner Grundsätze ist nun mal die klare Positionierung gegen Rechtsextremismus… ich fange an mich zu wiederholen.
Zur Kenntnis nehmen und die Absonderungen eines „Aaron“ Koenig haben sehr wenig miteinander zu tun.
Er wird abgewählt? Hat wer beschlossen?
Abgestimmt und beschlossen von wem?
Ich finde Austritte wegen dem Verhalten anderer in der Partei dermaßen peinlich und kindisch. Wer deswegen austritt, war nie wirklich ein richtiger Pirat.
Wir in RLP haben übrigens eine eindeutige Position zu diesen Themen: http://is.gd/5cpll
Wenn ihr keine habt, dann hast du als Mitglied wohl auch etwas falsch gemacht…
@Ein Pirat aus RLP
Okay, ich war nie wirklich ein richtiger Pirat, ich bin peinlich und kindisch und außerdem auch noch schuld an so Kaspern wie Aaron Koenig. Wenn es Dich glücklich macht, bitte.
Wenn Du zu den „wirklich richtigen Piraten“ gehörst, dann hat mich Dein Kommentar ja nur darin bestätigt, dass meine Entscheidung (deren Gründe mitnichten nur das Verhalten anderer in der Partei sind) absolut korrekt war… Danke dafür.
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Dein Artikel lässt mich, was meine Mitgliedschaft bei der PP betrifft, auch mal wieder nachdenken. So richtig glücklich bin ich momentan auch nicht mit der Gesamtsituation.
Andererseits fühle ich mich bei den anderen Parteien auch nicht richtig aufgehoben. Wenn wir jetzt alle die PP verlassen, stehen wir wieder da, wo wir vor 2 Jahren waren, was dann?
@Gilly
Das muss jeder für sich entscheiden, wer die Zeit (und die Nerven) hat, sich aktiv einzubringen und daran zu arbeiten, dass es in Zukunft besser läuft, der sollte das tun. Wirklich. Für mich persönlich bleibt aber tatsächlich nur die Entscheidung, ob ich – eben ohne die Zeit für aktive Mitarbeit – hinter der Entwicklung stehen kann oder eben nicht. Aktuell nicht. Ich freue mich aber wirklich über jedes PP-Mitglied, dass aktiv auf notwenige Veränderungen und klare Positionierungen der PP hinarbeitet. Ob vorne oder links ist mir dabei ziemlich egal – so lange sich die Partei nicht am rechten Rand positioniert.