Ich habe es wahrscheinlich schon zu oft erwähnt, aber ich bleibe dabei: „Nach uns die Sintflut“ ist ein großartiges Livealbum, aber ein beschissenes Motto um danach zu leben. Punkt. Dabei könnte ich es mir wirklich leicht machen und genau nach dem Motto leben. Mich wird die große Klimakatastrophe mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht erwischen, so lange lebe ich nicht mehr und ich habe ja das Glück gehabt nicht nur hier in Deutschland geboren worden zu sein, sondern auch noch männlich, heterosexuell und biodeutsch zu sein. Noch privilegierter wäre nur noch mit einem reichen Elternhaus möglich gewesen. Kinder habe ich auch keine (Achtung, dummer Witz: Zumindest keine, von denen ich wüsste).
Also warum zum Fick mache ich mir Gedanken über die kommende Klimakatastrophe? Sie wird mich nicht betreffen. Wenn die Kacke in einigen Jahren so richtig heftig am Dampfen ist (wortwörtlich), liege ich unter der Erde oder wo auch immer meine Überreste endgelagert werden. Wenn ich sehe, dass deutlich jüngere Menschen und solche mit Nachwuchs sich verhalten, als gäbe es keinen menschengemachten Klimawandel – also „Nach uns die Sintflut“ leben – dann ist die Frage natürlich nicht abwegig, warum ich dann eigentlich diesen Aufwand betreibe und versuche möglichst wenig Treibhausgase zu verursachen?
Klar, das mit der Ernährung kann man noch mit dem Versuch erklären, den Sensenmann damit ein paar mehr Monate länger fernzuhalten, schließlich ist meine Ernährung inzwischen nicht nur fleischfrei, sondern insgesamt gesünder – also purer Egoismus. Aber nicht durch die Gegend fliegen, ÖPNV, E-Scooter und Laufen statt mich in Autos durch die Gegend fahren lassen, bei Einkäufen darauf achten wie Dinge produziert werden und auch mehr Geld für entsprechend hergestellte Produkte ausgeben… für was oder wen eigentlich? Und ja, die Frage wurde mir tatsächlich auch schon gestellt.
Die Antwort ist gar nicht mal so schwer: Für mich, weil ich es will. Natürlich weiß ich, dass ich allein mit meinem Verhalten das weitere Aufheizen des Klimas nicht bremsen und schon gar nicht aufhalten kann. Auch ist mir bekannt, dass verdammt große Veränderungen notwendig sind, die von der Politik und Unternehmen kommen müssen. Andere Länder müssen auch gewaltig aufholen bei der Reduktion von Treibhausgasen – klar, weiß ich. Aber ich will nicht einer von denen sein, die immer nur „Aber China, Indien und die Industrie und überhaupt, so viele andere müssen was tun“ blöken, aber selbst nicht bereit sind, bei sich selbst auch nur Kleinigkeiten zu ändern. Wenn ich demnächst abtrete, dann will ich bis dahin wenigstens so wenig weiteren Schaden angerichtet haben wie nur möglich, selbst wenn das dann keinen Unterschied macht 🤷🏻♂️
Naja, aber vielleicht habe ich ja auch Pech und es geht jetzt alles ganz schnell…
Beitragsbild von Hermann Traub via Pixabay
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