Sascha, der olle Sexist

Ich weiß immer noch nicht, ob es eher zum Lachen oder zum Weinen ist, dieses „#Fappygate“. Keine Ahnung. Ich wechsle einfach ab und schüttle dabei den Kopf. Sascha kann man ja eine Menge vorwerfen, zum Beispiel, dass er gerne mal schneller redet als denkt, auch ganz gerne mal eine große Klappe hat und sicher wenig Talent als Diplomat besitzt. Aber Palle ein Sexist? Echt jetzt? Nein, wirklich nicht.
Vor allem, wie es zu diesem Vorwurf kam ist lächerlich. Die lange Fassung hat er selbst zusammen geschrieben (mit Screenshots und allem), die Kurzfassung: Bei Twitter gab es Mimimi von @FrDingens, weil ein Blogger ihr angeblich ein Thema geklaut hätte. Sascha mischte sich da irgendwann mit der Feststellung ein, dass dieses Thema ja sowieso ihm geklaut worden sei. Es entwickelte sich ein kleiner, mehr oder weniger amüsanter Schlagabtausch, der in der Frage von @FrDingens gipfelte, ob Sascha sich auf die vergeblichen Versuche sie zu dissen einen fappen würde.  An der Stelle hätte Sascha einfach aus der Geschichte aussteigen können. Aber wie ich erwähnte, ist Diplomatie keine seiner herausragenden Fähigkeiten 😉 Also folgte die Antwort auf dem selben Niveau: Ja täte er, damit sie mal wisse, wie sich das anfühlen würde.
Wie gesagt, die Frage war, ob er sich auf seine Dissversuche einen von der Palme wedeln würde, darauf bezog sich die Antwort. Zwischenzeitlich konnte man bei Twitter lesen, dass man Sascha die Beine brechen müsse, dass er auf das Foto von @FrDingens das Mütze-Glatze-Spiel spielen würde, er der Meinung wäre, dass jede Frau wissen müsse, wie es sich anfühlen würde, wenn sich ein Mann auf ihr Foto die Salami streichelt und er habe die Fickbarkeit von Twitter-Nutzerinnen bewertet. Ach und nicht zu vergessen: Er habe seine >20K Follower auf die arme Frau gehetzt. Und im übrigen sei er eben ein Sexist.
Fassen wir zusammen: Eine Frau begibt sich in einem Dialog mit einem Mann auf ein Niveau unter der Gürtellinie, der Mann reagiert auf dem gleichen Niveau und damit ist der Mann der Sexist und die Frau das Opfer (irgendjemand bei Twitter meinte auch was von wegen Frauen wären immer die Opfer – na da kenne ich ein paar Frauen, die das ganz anders sehen). Außerdem fühlten sich einige User verpflichtet bei diversen Konferenzen zu fordern, dass der böse Palle ja nicht mehr eingeladen würde. Und entschuldigen müsse er sich. Und gefälligst die Klappe halten und es stumm hinnehmen, wenn er beschimpft wird. Denn schließlich ist die Rollenverteilung ganz klar: Sascha hat einen Penis (wobei ich das persönlich nicht überprüft habe ;)) und ist damit schuld. Punkt.
Da wird behauptet, er habe wilde Beleidigungen ausgestossen, auf die Rückfrage welche das wo gewesen sein sollen folgt entweder Schweigen oder der Hinweis, man wolle so einen Schund nicht weiter verbreiten. Das Problem ist eben: Es gibt diese ihm nachgesagten Beschimpfungen gar nicht. Da gibt es tatsächlich so ein paar Femtrolle, deren größtes Ziel es zu sein scheint, aus Sascha den feministischen Anti-Christen zu machen oder so was ähnliches. Damit tun sie natürlich dem Feminismus einen großen Gefallen… nicht.
Was dann noch passierte war klar: Da werden einem Mann die Worte im Mund verdreht um aus einer flapsigen und nicht wirklich diplomatischen Antwort ein Sexismus-Vorwurf zu konstruieren – da springen Maskulinisten und Antifeministen natürlich sofort drauf an. Ist ja logisch: Hier wird ihnen von Femtrolls – und einigen, die ich bisher für durchaus vernünftige Menschen und Feministen gehalten habe – ein Paradebeispiel geliefert, wie „der Feminismus“ dazu verwendet wird, Männer zu „unterdrücken“. Ganz tolle Sache, echt jetzt. Und nein, Sascha ist sicherlich nicht begeistert davon, jetzt plötzlich zum „Helden der Maskulinisten“ erklärt zu werden, nur weil er sich einen ungerechtfertigten Sexismus-Vorwurf nicht gefallen lassen will. Und er würgt sich darauf ganz bestimmt nicht Schlange.
Übrigens äußere ich mich absichtlich nicht zu der Frage, inwieweit der ursprüngliche Plagiatsvorwurf zutrifft oder zur Qualität der Arbeiten von @FrDingens, denn dazu müsste ich ähnlich viel Zeit investieren wie Sascha und die habe ich leider nicht.
Es gibt Menschen, die halten Saschas Antwort für Sexismus, die vorausgegangene Frage sei zwar auch nicht okay gewesen, aber Sascha hätte nicht auf diesem Niveau antworten dürfen, damit hätte er sich zum Sexisten gemacht. Nun ja, man kann sicherlich dieser Meinung sein, ich teile sie nicht, widerspreche ihr, aber ich kann sie akzeptieren. Was ich aber wirklich nicht akzeptieren kann: Die Hexenjagd aufgrund erfundener Geschichten, was Sascha alles gesagt hätte und bei welchen Gelegenheiten er sich auf was einen keulen würde. Übrigens genau so wenig wie die Hexenjagd in die andere Richtung. Anscheinend wurde @FrDingens von einigen ziemlich übel angegangen, das geht genau so wenig. Man kann ihr ohne weiteres vorwerfen, die ganze Geschichte ein wenig verdreht und aufgebauscht zu haben, aber doch bitte sachlich. Wer ihr mit irgendwas droht, sie mit irgendwelchen abwertenden Begriffen beschimpft und ähnliches, der sollte sich echt mal fragen, ob noch alles ganz richtig ist im Kopf. Klar kann es bei so einem Thema auch mal deftiger zugehen, ist bekannt, aber nicht erst wenn z.B. einer Frau eine Vergewaltigung gewünscht wird „um im Kopf wieder klar drauf zu sein“ ist eine Grenze überschritten, die nicht überschritten werden darf. BTW: Ich kenne solche Vergewaltigungssprüche aus mehr als einer anderen Diskussion, ob er konkret gegen @FrDingens geäußert wurde ist mir nicht bekannt, halte ich aber durchaus für möglich. Wenn solche Drohungen und andere sexistische Beleidigungen der Grund für die Löschung ihres Twitter-Accounts gewesen sein sollten, dann möchte ich @FrDingens bitten, diese Drohungen öffentlich zu machen. Mitsamt der Absender solcher Drohungen und Beleidigungen.
Wahrscheinlich werde ich mir jetzt anhören dürfen, dass ich eh keine Ahnung von dem allen hätte, im Zweifel bin ich sowieso ein Sexist, schließlich habe ich ja einen Penis (das wiederum habe ich wirklich überprüft) und damit könne ich das alles überhaupt nicht beurteilen. Ich tue es trotzdem. Ganz subjektiv. Ohne Anspruch auf irgendwas, schon gar nicht auf die ultimative Wahrheit. Und ich bleibe bei meiner Meinung, dass in der Sache der Sexismus-Vorwurf konstruiert wurde. Über den Grund könnte ich nur spekulieren, daher lasse ich es einfach bleiben. Aber klar ist, dass dieses ganze „Flappygate“ am Ende denjenigen am wenigsten gebracht hat, um deren Schutz es doch angeblich ginge: Den Frauen, die wirklich unter alltäglichem Sexismus zu leiden haben. Im Gegenteil, dank dieser wunderbaren (und leider nicht ersten) Vorlage, werden sie sich in Zukunft mit Verweis auf diese Sache von den echten Sexisten anhören dürfen, sie würden einen Sexismus-Vorwurf ja nur erfinden, weil ihnen irgendwas nicht passt.
Übrigens: Auch wenn ich meine Texte nicht mehr (ganz früher mal, ich habe aus ästhetischen Gründen irgendwann wieder damit aufgehört) mit irgendwelchen „Innen“ oder anderen Konstrukten gendere, versuche ich zumindest – ich bin auch nur ein Mensch – anderen Menschen vorurteilsfrei gegenüber zu treten. Meiner Meinung nach haben alle Menschen die gleichen Rechte und Pflichten. Daher: Ja, ich bin für die Gleichberechtigung der Frauen, aber kein Feminist. Denn ich bin eben nicht nur für die Gleichberechtigung der Frauen, sondern aller Menschen. Immerhin findet Diskriminierung auch noch aus ganz anderen Gründen statt: Herkunft, sexuelle Orientierung…
 

41 Comments

Hallo,
ich habe Deinen Beitrag zum Flappygate, wegen Urlaub leider verspätet, gelesen. Sehr ausgewogen und interessant, bis auf:
–> Wenn solche Drohungen und andere sexistische Beleidigungen der Grund für die Löschung ihres Twitter-Accounts gewesen sein sollten, dann möchte ich @FrDingens bitten, diese Drohungen öffentlich zu machen. Mitsamt der Absender solcher Drohungen und Beleidigungen.
Was beim Flappy und anderen Gates auf Twitter abläuft ist nichts anderes als ein öffentlicher Lynchmob, der anstatt der Bild jetzt Twitter nutzt. Da behaken sich zwei nominell erwachsene Menschen vor ihren xK Followern, einer unterstellt dem anderen ein Wichser zu sein, und der andere kontert. Keiner will nachgeben, denn da sind ja auch noch die Follower etc. etc. etc.
Da habe ich jetzt im Nachhinein keinen Follower gelesen der mal geschrieben hat doch bitte den Ball flach zu halten. Da war nichts von Deeskalation und zivilem Verhalten…
Da macht ein Account was öffentlich und es findet ein Online Lynchmob statt, der bei Unterstellungen anfängt und sich zumindest bis zum Beine brechen hocharbeitet. Das übrigens war genau die Intesion dieses Accounts, ihre Follower auf den anderen Hetzen, vergl. hierzu http://sjw-watch.tumblr.com/post/83600978962/statistik-fur-anfanger-mit-frdingens (dieser Blog ist nicht von mir, habe ihn aber bei der Recherche zu Flappy gefunden).
Und nun möchtest Du das ganze nochmals machen, aber jetzt ist es ok, weil es Vergewaltigungsdrohungen sind (es gibt einen der geschrieben hat nun auch auf ihr Bild geflappied zu haben)?
Meldung bei Twitter, Anzeige bei der Polizei, ok. Denn auch wenn ich ja nur ein durchgeknallter Maskulinist bin, aber ich denke der Rechtsstaat sollte immer Vorrang haben vor Lynchmobs und online Prangern, denn da kann sich keiner mehr verteidigen. Ich finde auch das Veröffentlichen des Beinbrechers durch Sasha mit Bild und Name ein wenig Panne! Ebenso wie die Forderung Sasha wegen dieser Sache auf der re:publica zu sperren, natürlich ohne ihn gehört zu haben, ohne dass er sich verteidigen kann… Mir wird jedenfalls Angst und Bange wenn ich daran denke was die Konsequenzen der Onlinewelt sind, eine unbedachte Handlung eines jungen Menschen und ein Leben lang am Pranger… Evtl. denkst Du darüber ja mal nach.
Viele Grüsse
Kai